Gravity von Alfonso Cuarón ist eigentlich ein Film über die Schwerelosigkeit. Doch bei näherer Betrachtung wirbelt er die Konventionen der Science Fiction gründlich durcheinander und stellt sie dann vom Kopf auf die Füße. Ist das überhaupt ein Science Fiction-Film? Ja, die chinesische Raumstation ist schließlich Zukunftsmusik. Nein, denn die Ära des Space Shuttle ist Vergangenheit. Ein Space Shuttle mit Namen Explorer gibt es zwar, aber kein flugfähiges.
Spielt das eine Rolle angesichts dieses vom Plot her einfachen, aber visuell überwältigenden Films? Eigentlich nicht. Was eher zählt, ist dass dieses vermeintlich "ultrarealistische und metaphysikfreie" Weltraumabenteuer eines mit so vielen Science Fiction-Filmen teilt: die letzlich unrealistische Physik, die konsequent beachtet niemals eine solch spannende Geschichte zugelassen hätte. Und selbst mit seiner "realistischen" Inszenierung wird Gravity zu einer Meditation über unseren Platz im Weltraum. In einer der atemberaubendsten Einstellungen schwebt Astronautin Ryan Stone (Sandra Bullock) vor dem Band der Milchstraße. Eins wird klar: So faszinierend dieser Anblick auch sein mag, Heimatgefühle kommen dabei nicht auf. Dass die Anziehungskraft der Erde auf uns mehr bedeutet als nur bloße Schwerkraftwirkung, macht uns Cuarón dann am Filmende nachfühlbar klar. Ein Meisterwerk.