Meine geschätzte Kollegin Kati Taramtam liefert mit dem Titel dieses Posts eine mehr als treffende Einschätzung des neuen Films von Ridley Scott. Es ist ein bisschen so, als ob man ein Buch über Siebzigerjahre-Designermöbel erwartet und merken muss, dass man stattdessen einen IKEA-Katalog bekommen hat. Zunächst enthält Prometheus die "Geschüttelt, nicht gerührt"-Elemente der Alien-Saga: ein Android, dem der Kopf abgerissen wird, Gender- und Eltern/Kind-Problematik (mit religösen Implikationen zum Verhältnis Schöpfer und Geschöpf), die tragende Rolle des industriell-militärischen Komplexes (in origineller Ausprägung) und Ansichten eines altbekannten Raumschiffs etc. Statt eines Handlungsstranges werden Plot-Elemente geliefert, die man als Zuschauer selbst zusammenbauen darf. Die Schwierigkeit dabei: Der Bausatz ist nicht komplett, es fehlen tragende Elemente und durch das eine oder andere Logikloch gehen einige der Holzdübel und Schrauben, welche die Geschichte zusammenhalten könnten, verloren.
Gewiss, der Film bietet eine teilweise überwältigende Optik, eine Menge Denkanstöße, aber leider eine zumeist "unterwältigende" Protagonistenschar, die sich verhält als hätte man es hier mit "Fünf Freunde und die Dunklen Zeichen" zu tun. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit der ganzen Handlung. Auch Alien hat Handlungslöcher, durch die der Wind pfeift, aber Setting und handelnde Personen sind so stimmig, der Spannungsaufbau so folgerichtig, dass dies nicht stört. Bei Prometheus wird man dagegen mit einer Entdecker-Naivität konfrontiert, die bei Jules Verne altmodischen Charme entfaltet, bei Ridley Scott jedoch einfach nur unnötig doof wirkt.
P.S. Wer wissen möchte, warum Peter O'Toole seine Schauspielerkarriere beendet hat, erhält in Prometheus eine Antwort.
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