Interstellar von Christopher Nolan war als Science
Fiction-Film mit fast schon dokumentarischen Qualitäten angekündigt:
Schwarze Löcher und Reisen durch Wurmlöcher sollten dort auf
wissenschaftlich korrekt zu sehen sein. Die Vorschusslorbeeren
verleiteten die Medien nach Filmstart dazu, sich
hauptsächlich damit zu beschäftigen, ob der Film nicht doch einfach nur
unrealistisch sei,
was bis zum (ziemlich überheblichen) Nolan-Bashing führte.
Wurmlöcher, durch die man wahnwitzige Entfernungen in
Nullkommanichts überbrücken kann, sind aber nur eine mathematische Denkmöglichkeit.
Zwar kann man sich überlegen, wie die Raumzeit für eine solche kosmische
Abkürzung zurechtgebogen werden müsste, doch die Sache hat einen Haken: Man
benötigt dafür eine „negative Energie“, und die gibt es nun mal nicht. Zum
Glück lässt sich im Film die Raumzeit mit einer anderen Kraft beliebig krümmen
und verzerren: der Fantasie. Die nutzt Regisseur Christopher Nolan, um Menschen in gar nicht so ferner Zukunft in eine andere
Galaxie zu senden. Dort sollen sie nach Alternativen für die vom Untergang
bedrohte Erde suchen.
Interstellar verneigt sich mehrfach vor 2001: ASpace Odyssey. Doch während Kubrick (und Clarke) die Zuschauer mit einem
kosmischen Mysterium konfrontieren wollten, nutzt Nolan die seltsamen
physikalischen Aspekte von Zeit und Gravitation, um einen außergewöhnlichen
Dialog der Generationen zu etablieren. Daher ist Interstellar alles nur keine
physikalische Dokumentation. Der Film funktioniert als Meditation über unsere
Heimat Erde und als Geschichte von Verantwortung und Liebe sowie – und das ist
vielleicht das Ungwöhnlichste – als eine Art „physikalische Geistergeschichte“.
Es sei dahin gestellt, ob man um Christopher Nolan einen Kult basteln muss wie bei Kubrick, aber um es kurz zu machen: Selbst wenn in Interstellar einiges überambitioniert oder forciert wirkt, fesselt der Film, wenn man zur Suspension of Disbelief bereit ist.
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