"Nur die Realität ist real", diese magere Erkenntnis und letztlich tautologische Aussage steht ausgerechnet am Schluss von 140 Minuten verfilmten Virtual-Reality-Eskapismus von Ready Player One, in dem Stephen Spielberg die futuristisch-nostalgische Retro-Zukunft des Romans von Ernest Cline für die große Leinwand inszeniert. Gewiss, Steven Spielberg hat ein Händchen für Science Fiction und junge Hauptfiguren, doch überladene Detailverliebtheit reicht nicht, um aus der Erinnerungsrumpelkammer eines tranigen und ungeküssten Supernerds eine dichte und überzeugende Filmgeschichte zu machen. Selbst 3D kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die "virtuelle" Achtzigerjahre-Fete flach ist und der "realen" Zukunft jede Tiefe und Plausibilität abgeht. Eine Eighties-Schnitzeljagd ist nicht abendfüllend, und die tröstende Wirkung von popkulturellen Eskapismus hat Ben Folds in seinem Song Underground in vier Minuten stimmiger abgehandelt. Fazit: Achtzigerjahre-Nostalgie stellt sich am besten bei Filmen aus den Achtzigerjahren ein, bei denen man unwillkürlich den Wunsch verspürt, nach Hause zu telefonieren. Und: Nur die Virtualität ist virtuell.
Da, wo Ready Player One, überladen daherkommt, ist Das Zeiträtsel auf merkwürdige Weise "unterladen". Der Film beruht auf dem 1962 erschienenen Kinderbuch A Wrinkle in Time von Madeleine L'Engle. Ava DuVernay, die erste afroamerikanische Frau, der die Regie eines Big-Budget-Films anvertraut wurde, punktet mit einem hübschen, (positiv) politisch korrekten Einstiegsszenario. Das driftet aber durch das Auftreten dreier aufgedonnerter Feen in Science-Fantasy-Gefilde ab, die sich in Buchform vermutlich überzeugender umsetzen lassen. Durch Tessern erreichen Meg, ihr jüngerer Bruder Charles Wallace und Nachbarsjunge Calvin knallbunte, aber aseptisch-leere Planeten. DuVernay kommt dabei über einen "Alice in Oz"-Verschnitt nicht hinaus, der oft arg gefühlsduselig gerät. Dennoch hat Das Zeiträtsel trotz seiner Fehlstellen mehr Charme als der überladene Ready Player One. Beide Filme eint,dass sie von weniger Computeranimation und besserem Drehbuch profitiert hätten. In beiden Fällen wäre es ein interessantes Gedankenspiel, was ein wagemutigerer Regisseur wie Captain Chaos aus den Stoffen gemacht hätte.
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