Jewgeni Samjatins schrieb seine Dystopie WIR 1920, in der Sowjetunion durfte das Buch nicht erscheinen, erstmals wurde es 1924 auf Englisch veröffentlicht. Eine deutsche Übersetzung erschien erst 1958 und ließ Huxleys Brave New World (1932) und Orwells Nineteen Eighty-four (1949) in neuem Licht erscheinen. Verfilmt wurde der Roman 1982, produziert vom ZDF und hier anzuschauen.
Das Junge Theater im Zwinger hat sich unter der Regie von Natalie Kalmbach an eine Bühnenfassung gewagt - mit Erfolg: Das Emsemble überzeugt ebenso wie die reduzierte, aber wirkungsvolle Kulisse, die Choreographie und Kostüme. Erfahrbar wird, wie die aufkeimende Individualität (Seele und Fantasie) von D-503 den uhrwerksgleich reglementierten Alltag durchbricht und das kleine Rädchen mit der Maschine des Staates in Konflikt gerät.
Die Dramatisierung belegt, dass es sich lohnt, Samjatins WIR nicht nur als Inspiration von Huxley und Orwell, sondern als erstaunlich frisch geliebene Warnung wiederzuentdecken:
Worum haben die Menschen von Kindesbeinen an gebetet, wovon haben sie geträumt, womit haben sie sich gequält? Daß irgendeiner ihnen ein für allemal sage, was das Glück ist, und sie mit einer Kette an dieses Glück schmiede. Und ist dies nicht gerade das, was wir tun?
Eine berechtigte Frage, leider auch heute noch.
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