Wer bei Damien Chazelles First Man eine explosive Heldensaga der Apollo-11-Mission erwartet hat, wird sicher enttäuscht und womöglich sogar gelangweilt das Kino verlassen haben. Weite Teile des Films zeigen ein eher nüchternes Zeitpanorama der USA in den Sechzigerjahren mit einem gefühlsreduziert von Ryan Gosling dargestellten Neil Armstrong. Dieses Panorama wird allerdings von meisterhaften Weltraum-Sequenzen unterbrochen, die den Zuschauer wirklich an einem X-15-Flug oder an Gemini 8 und Apollo 11 telhaben lassen.
Doch trotz dieser packenden Action macht Chazelle aus dem Mythos bemannte Mondlandung eine Reise in die Untiefen des Armstrongschen Seelenkraters, die keine patriotischen Untertöne kennt. Das ist eigenwillig und eine unerwartete Perspektive, die sich Mainstream-Vorgaben entzieht und darum hierzulande nur in kleinen Kinosälen zu sehen war. Sehesnwert ist das allemal, auch wenn Gosling es mit der Untertreibung etwas übertreibt. Claire Foy als Janet Armstrong ist die stärkste Figur inmitten des männlichen Raketenfutters. Wer über die emotionalen Aspekte hinaus die menschlichen, metaphysischen, kulturellen und technischen Höhen wie Abgründe von Apollo 11 genauer erkunden möchte, dem sei Norman Mailers meisterhafte Riesenreportage A Fire on the Moon (illustriert als Moonfire erschienen) empfohlen.
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