Das simple Programm ELIZA sollte 1966 einen Psychotherapeuten simulieren und wurde von vielen Benutzern auf eine Weise für voll genommen, dass sich sein Programmierer Joseph Weizenbaum entsetzt zum engagierten Computerkritiker wandelte. Doch was ist das schon gegen das Operating System Samantha, in das sich der um seine gescheiterte Ehe trauernde Berufsbriefeschreiber Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) verliebt?
Wer die Prämisse schluckt, dass es in nicht allzu ferner Zukunft fehlerfreie Spracherkennung und ein quasimenschliches Betriebssystem gibt, der wird mit Her von Spike Jonze einen Film sehen, der weniger eine Auseinandersetzung mit der Frage nach Künstlicher Intelligenz ist, sondern wie ein Kaleidoskop die Irrungen und Wirrungen menschlicher Beziehungen im 21. Jahrhundert reflektiert. Jonze erzählt die Geschichte ebenso warmherzig wie humorvoll und gibt die Figuren nie der Lächerlichkeit preis. Verliebtsein, als gesellschaftlich sanktionierte Form des Wahnsinns, gewinnt in diesem Social Fiction-Film eine Qualität, die uns in Zeiten sozialer Netzwerke, Online-Datings etc. pp. nicht völlig fremd sein dürfte.
Die filmische KI hat sich gewissermaßen vom Heuristically programmed ALgorithmic computer (HAL, 1968) zum Heuristical Emotional opeRating system (HER, 2013) entwickelt. Mehr sei nicht verraten und der Film allen menschlichen Wesen - nicht nur solchen mit einer Schwäche für Betriebssysteme - sehr ans Herz gelegt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen