Ein Jahr nach dem Jungen Theater im Zwinger in Heidelberg bringt das Nationaltheater Mannheim seine eigene Version von Jewgenij Samjatins Dystopie WIR von 1920 auf seine Werkbühne. Die Besetzung ist auf zwei reduziert, dafür ist das Bühnenbild noch wandlungsfähiger als in der Heidelberger Inszenierung. In Mannheim zieht Rocco Brück als D-503 die meiste Aufmerksamkeit auf sich, während Sarah Zastrau neben ihrer Rolle als I-330 weitere Nebengestalten verkörpert. Der eigenwilligste Einfall ist sicher, dass eine Orange die Rolle der O-90 übernimmt. Eine Anspielung auf Prokofjew?
Die Mannheimer Inszenierung ist beim Bühnenbild und den Kostümen deutlich weniger stilisiert als die des Heidelberger Jugendtheaters und wirkt beispielsweise durch das projizierte Laptop-Tagebuch aktueller. Aber beide Inszenierungen belegen, dass die Zeit von Samjatins visionären Text mittlerweile gekommen ist. Das ist nicht zwingend begrüßenswert, aber die Gegenwart ist halt manchmal doch die Zukunft der Vergangenheit
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