Sonntag, April 23, 2017

Calvin - Alien zu Haus


Der Science-Fiction-Horror-Film Life von Daniel Espinosa lässt sich kurz und treffend charakterisieren: wie Alien, nur ohne die Kunst. Life ist zwar visuell kompetent umgesetzt und nicht unspannend, schwächelt aber schon sehr, wenn es darum geht, lebensechte Protagonisten zu erschaffen. Während bei Alien jede der Personen innerhalb kurzer Zeit mit all ihren charakterlichen Eigenheiten wie ein Mensch aus Fleisch und Blut erscheint (vom brillant gespielten Wissenschaftsoffizier Ash einmal abgesehen), bleiben die Mitglieder der ISS-Besatzung in Life blutleer (no pun intended) und rein dekorativ.

Noch ärgerlicher ist die unmotivierte Inkompetenz des wissenschaftlichen Personals (ähnlich wie bei Prometheus): Wissenschaftler Hugh Derry (Ariyon Bakare) zeigt eine leichtsinnige Neigung zum Alien-Streicheln und verliert schließlich beim ersten terrestrisch-extraterrestrischen Händedruck, während die Epidemiologin Miranda North (Rebecca Ferguson) einen prima Plan B für den Fall hat, dass alles schief läuft, aber keinen Plan A, damit nicht alles schief läuft. Weitere Ungereimtheiten erspare ich mir hier.

Life ist zusammengeklaut: Der Plot stammt von Alien, die ISS samt ihrer leinwandtauglichen Zerstörung aus Gravity und die Schlusspointe von The Girl with all the Gifts. Eine brauchbare Tagline für Espinosas Film könnte daher lauten: Lebbe geht weider – fragt sich nur für wen.