Donnerstag, Juni 15, 2017

David or The Postmodern Prometheus


Dunkle Wälder, verschlungene Täler, Ruinen, Doppelgänger und die Erschaffung eines unheimlichen Wesens … die Alien-Saga ist mit dem neuesten Prequel-Sequel Alien: Covenant endgültig in der Welt der Gothic Novel angekommen. Das Schöpfer-Karussell dreht sich munter weiter: Die Engineers aus Prometheus haben den Menschen erschaffen (und wollen ihn wieder vernichten), der wiederum erschafft Androiden wie David, der die Aliens erschaffen hat, welche wiederum die hilflosen Menschlein erbarmungslos dezimieren. David wird mit seinem „Bruder“ Walter (eine Anspielung auf Sir Walter Scott?) gewissermaßen zu Dr. Frankenstein & Mr. Hyde des Alien-Universums.

Ridley Scott verläuft sich bei seiner Erkundung der Ursprünge der Aliens geradezu in einem Motiv-Labyrinth: Böcklins Toteninsel als Hommage an H.R. Gigers Hommage an Böcklin und damit Hommage an H. R. Giger, dem wahren Schöpfer des Alien, Mary Shelleys Frankenstein über Bande von Shelleys Ozymandias, selbst das Motiv des letzten Abendmahls findet seine Entsprechung im Film etc. Und last but not least sind der effiziente Dreh und die visuelle Brillanz des fertigen Films als Hommage von Ridley Scott an sich selbst zu verstehen. Das dabei immer Reminiszenzen an den allerersten Alien-Film zu bestaunen sind, versteht sich von selbst.
 

Alien: Covenant lässt befürchten, dass Ridley Scott mit der neuen Alien-Trilogie Fragen beantwortet, die niemand gestellt hat - man denke nur erschaudernd an die Fortsetzungen von Matrix. Das ursprüngliche Alien verkörperte unsere Urängste, das neue Alien unsere Angst vor einem schlechten Sequel. Und ein solches hat schon Victor Frankenstein Höllenqualen bereitet:
 I now also began to collect the materials necessary for my new creation, and this was to me like the torture of single drops of water continually falling on the head.
(Mary Shelley, Frankenstein, Chapter 19)