Mittwoch, November 22, 2006

Where do the children play?

Einigermaßen erleichtertes Aufatmen stellt sich erst ein, wenn im beginnenden Abspann das ausgelassene Lachen spielender Kinder ertönt. Alfonso Cuaróns Film "Children of Men" beschreibt mit Selbstverständlichkeit und Folgerichtigkeit eine Welt, in der Unfruchtbarkeit die Regel geworden ist, der jüngste Mensch schon 18 Jahre alt ist, in der Chaos und Anarchie regieren angesichts der Gewissheit, dass die Menschheit dem sicheren Aussterben entgegen geht. Die wenigen noch im Wohlstand Lebenden sichern ihre Pfründe mittels polizeistaatlicher Unterdrückung der schutz- und heilssuchenden Minderheiten. Man fühlt sich an die Fernsehbilder aus Guantánamo und dem bombadierten Bagdad erinnert. Inmitten dieser Aussichtslosigkeit mutet die Geburt eines Kindes, bezeichnenderweise eines schwarzen Mädchens, wie eine neue Variante der biblischen Weihnachtsbotschaft an.
Mit eindrücklichen Bildern, einer äußerst realistisch anmutenden Ausstattung und einigen wunderbaren Lichtblicken in der ansonsten auffallend sonnenlosen Düsternis des Films - einer davon Michael Caine als junggebliebender Althippie - erzählt uns Cuaróns kleines Meisterwerk die mögliche traurige Geschichte unserer Welt, er mahnt uns, jedoch ohne den Zeigefinger zu heben. "Children of Men" ist eine aufrüttelnde Zukunftsvision, die uns mit einem veränderten, respektvolleren Blick auf unsere Kinder zurücklässt. Nie war ein Kinderlachen wohltuender.

1 Kommentar:

Edgar Loesel hat gesagt…

Der treffenden Kurzkritik meiner werten Kollegin Frau Taramtam habe ich neben anerkennender Zustimmung nur dies hinzuzufügen: Der Film ist einem ungeschminkten Realismus verpflichtet, wie man ihn nur selten im Hollywood-Kino präsentiert bekommt. In den dargestellten Kampfhandlungen wird auf höchst unheroische Weise gestorben, die man nicht nur sieht, sondern wahrhaft miterleben, ja miterleiden muss.