Sonntag, Januar 10, 2016

Das Erbrechen der Macht



Sicherlich hatte Darth Vader seinerzeit triftige Gründe dafür stinksauer auf die ganze Welt, deren Wesen und vor allem von seinen beiden Kindern mächtig enttäuscht zu sein. Deren Existenz wurde ihm nämlich im Auftrag eines kleinen grünen hutzeligen Männchens verheimlicht, weshalb er nicht den geringsten Einfluss auf ihre Erziehung hatte nehmen können. Womöglich wäre sonst alles viel besser verlaufen. Stattdessen aber schließen sich die beiden Blagen einer Rebellenorganisation an, die sich gegen die wohlsortierte Ordnung des prosperierenden Kaiserreichs auflehnt, dessen oberster Hüter ausgerechnet ihr Vater ist.

Sein Sohnemann Luke schlägt erst die falsche Glaubensrichtung ein, weil er sich von einem Eremiten in der Wüste Flausen in den Kopf setzen lässt und demoliert dann mit aller Macht die nagelneue Discokugel des Imperiums. Anschließend lässt er sich von dem bereits erwähnten kleinen grünen Hutzelmännchen auf die völlig schiefe Bahn bringen, anstatt an seine Karriere zu denken und in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Darth Vader hätte allen Grund gehabt seinen Sohn mal kräftig übers Knie zu legen (Wer nicht hören will muss spüren.), denn jeder noch so gut gemeinte Rat verpufft bei diesem ins Leere. Gleichzeitig rennt seine Tochter mit einer total bescheuerten Frisur rum, verarscht zuverlässige Mitarbeiter, die tagtäglich gewissenhaft ihre Arbeit erledigen und alle eine weiße Weste haben, um am Ende mit einem Weltraum-Cowboy durchzubrennen, der einen zwei Meter großen Hund hat und sich „Solo“ nennt, obwohl er dies eben wegen der Prinzessin ja gar nicht mehr ist. Da muss man als Vadder doch frustriert sein und kann das kalte Kotzen kriegen. Oder zumindest heftige Atemnot und fängt an chronisch zu röcheln wie ein kaputter Staubsauger. Wo soll all das nur hinführen?!? Ins All! – Schnurstracks ins siebte Kapitel von Star Wars.

Das Erwachen der Macht“ ist eine durchaus gelungene Fortsetzung der mittlerweile generationenübergreifenden Weltraumsaga von George Lucas, die in den Siebzigern begann. Dem Regisseur J.J. Abrams, der im Jahr 2013 mit „Into Darkness“ schon die Sci-Fi-Parallelwelt von Star Treck erfolgreich wiederbelebt hat, ist mit Star Wars VII eine beachtliche Fortsetzung gelungen. Obwohl es sich um eine Disney-Produktion handelt, verzichtet er auf knallbunte Legastheniker wie J.J. Binks (dem Goofie aus dem vierten Film der Trilogie) und lädt stattdessen die Zuschauer auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten ein: Han Solo, Chewbacca, Prinzessin Leia und zum Schluss auch noch Luke Skywalker. – Alle gespielt in Originalbesetzung. Wer hätte gedacht, dass man Harrison Ford noch einmal als Han Solo auf der großen Leinwand zu sehen bekommt? Die alten Helden sind zurück und der Millenium Falcon fliegt wieder!

Die neuen Charaktere machen ihre Sache aber auch ganz gut, allen voran Daisy Ridley, die als Schmugglerin Rey vom Planeten Jakuu ordentlich Gas gibt, um in die Fußstapfen von Han Solo zu treten, der diesmal leider das Zeitliche segnet. Auch wenn der ein oder andere Monolog eher Schmarrn ist, so überzeugt doch in jedem Fall die ausgeklügelte Tricktechnik. Die dreidimensionalen Weltraumbilder und die rasanten Flugszenen wirken so realistisch, dass man auch mal zusammenzuckt und aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Da hätte auch Darth Vader seine dunkle Freude dran. Die Saga wird 2017 und 2019 fortgesetzt und wir sind gespannt wie es weitergehen wird, denn Opi Wahn hat uns viel gelehrt, doch Yetis sind wir noch nicht.

1 Kommentar:

Edgar Loesel hat gesagt…

Ich war vom Film positiv überrascht. Okay, das war im Wesentlichen ein Aufguss von Episode IV, aber mit überzeugenden neuen Helden bzw. Helden wider Willen, nicht so überladen und wieder mit Leichtigkeit und Witz in den Dialogen inszeniert. Man darf ansonsten nicht so genau auf Logik und Konsistenz gucken. Dass sich die dunkle Seite der Macht zur hellen Seite angezogen fühlt, ist skurril, aber nachvollziehbar, wenn es sich um die Sehnsucht danach handelt, "helle" zu sein. Die dunkle Seite führt sich schon ganz schön dämlich auf. Da stieren sie auf einen Ladebalken wie bei Windoof und lasen sich den dritten Todesstern wegballern. Das ist weder volkswirtschaftlich sinnvoll, und schon gar nicht nachhaltig.

Das Universum ist zwar groß, doch das Star Wars-Universum ist innen kleiner als es von außen aussieht: Wie in einer Kleinstadt laufen sich alle sofort über den Weg. Ansonsten gilt: Triebfedern der Handlung sind Familienprobleme, Fangen und Verstecken spielen, sowie Danebenschießen, wenn es der Handlung dienlich ist. Vor dem Film war mir exakt klar, wie die Schlussszene aussehen würde.

Fazit: Ohne die intelligente Seite der Macht zu bemühen, war das ein unterhaltsamer Filmabend ohne die bedeutungscheinschwangere Atmosphäre von Episode I bis II und mit teilweise atemberaubenden Bildern. Die abgeschossenen Raumschiffe im Wüstensand haben mich am meisten beeindruckt.