...and then we burn the ashes." Das Credo der Feuerwehrleute in Ray Bradburys berühmtem Roman "Fahrenheit 451" lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Bücher lesen ist verboten. Denn Bücher setzen Gefühle frei und regen zum Nachdenken an - individuelle Regungen, die eine Massengesellschaft unkontrollierbar machen. Die Verfolgung und Vernichtung derer, die sich dem widersetzen, ist Aufgabe der Feuerwehr, die als Exekutivmacht des totalitären Staates in das Gegenteil ihres ursprünglichen Zwecks pervertiert ist.
Francois Truffaut verfilmte den Roman 1966, mit Oskar Werner und Julie Christie in den Hauptrollen. Zunächst bedrückend realistisch gelingt sein Bild der Überwachungsgesellschaft, in der Feuerwehrmann Guy Montag, heimlich das Lesen beginnend, vom enthusiastischen Bücherbrenner zum zweifelnden Revolutionär wird und schließlich als Flüchtling eine neue Heimat bei den Buchmenschen findet. Abgehoben und beinahe surreal wirkt der Schluss des Filmes: Die Ausgestoßenen der Gesellschaft hausen als Nomaden in den Wäldern vor der Stadt, um als lebende Bücher das Wissen der Welt zu bewahren.
Auf das Wesentliche reduziert und gekonnt in Szene gesetzt ist Bradburys Klassiker in der aktuellen Inszenierung der American Drama Group Europe, die mit nur vier Schauspielern und minimaler Requisite in äußerst unterhaltsamen 90 Minuten und in beeindruckender Dichte Bradburys Erzählung auf die Bühne bringt. Gesehen diese Woche im Stuttgarter Wilhelma-Theater. Weitere Auffühungen gibt es im Februar, März und April, deutschlandweit.
"Fahrenheit 451" hat, obschon bereits 1954 erschienen, nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Der Stoff ist heute populär wie nie - erinnert uns Bradbury doch mit den wandfüllenden Bildschirmen, auf denen unablässig die wohlvertraute Fernsehfamilie flimmert, an die uns ans Herz gewachsenen Protagonisten mancher Seifenoper, und daran, dass wir mit dem sogenannten 'Infotainment' schon seit einigen Jahren oft lieber leicht verdauliche Häppchen statt inhaltsreicher und komplexerer Nachrichtenkost zu uns nehmen...
1 Kommentar:
Von den wandfüllenden Bildschirmen sind wir dank moderner Displaytechnologien nicht mehr so weit entfernt. Allerdings ist es gruselig, sich die Banalitäten von "Täglichen Seifen", "Diskussionsschauen" oder gar von "Großer Bruder" auf ganzen Wänden ausgebreitet vorzustellen.
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