Posts mit dem Label Literatur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Literatur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, Juni 03, 2020

Die Farbpalette aus dem All


Do not ask me for my opinion. I do not know—that is all.
There was no one but Ammi to question;

for Arkham people will not talk about the strange days,
and all three professors who saw the aërolite and its coloured globule are dead.
H.P. LOVECRAFT, THE COLOUR OUT OF SPACE (1927) 

Der südafrikanische Richard Stanley taucht nach seinem Debakel mit The Island of Doctor Moreau mit einer ambitionierten Lovecraft-Verfilmung aus der Versenkung auf. The Colour Out of Space ist nicht nur eine der besten Geschichten des Einsiedlers von Providence, sondern markiert auch die Hinwendung zu seinem ganz eigenen „kosmischen Horror“.

Stanleys Verfilmung ist kompetent, verneigt sich vor den Genre-Göttern, speziell John Carpenter, muss aber den eher unvorteilhaften Vergleich mit Annihilation von Alex Garland aushalten, der das gleichnamige Buch von Jeff VanderMeer verfilmt hat, das der Lovecraftschen Ästhetik durchaus verpflichtet ist. Und die ist raunend, bestenfalls andeutend und trotz seiner ausschweifenden Art bemüht, das Grauen der Vorstellungskraft der Lesenden zu überlassen. Stanley muss dagegen visuell konkretisieren. Das gelingt ihm bei den atmosphärischen Anfangsbildern sehr gut, doch mit fortlaufender Geschichte entwickelt er keine eigene Ästhetik (so wie Alberto Breccia im Comic), sondern greift allzu oft auf Genre-Klischees zurück, wie Verschmelzungen von Körpern (The Thing), dem übersinnlich begabten Jungen (Shining) und der Familie als eigentlicher Verkörperung des Horrors (Hereditary). Der junge Hydrologe (der Berichterstatter in Lovecrafts Geschichte) bleibt (no pun intended) blaß, ebenso der neue Charakter des Hilfsarbeiters Ezra, der wie ein älterer Hippie à la Michael Caine in Children of Men wirkt, bei dem die eine oder andere Schraube weiter gelockert wurde.

Stanleys Versuch, Lovecraft auf die Leinwand zu bringen ist nichtsdestotrotz anerkennenswert. Vielleicht gelingt ihm mehr bei der angekündigten Verfilmung von The Dunwich Horror.

Donnerstag, Oktober 05, 2017

Alles, was wir lesen mussten

Das SfSFF gratuliert Kazuo Ishiguro zum diesjährigen Nobelpreis für Literatur! Sein beklemmender Science-Fiction-Roman Never Let Me Go (Alles, was wir geben mussten) wurde 2011 adäquat verfilmt.

Freitag, August 25, 2017

Aldiss' Last Summer

Das SfSFF trauert um Brian Aldiss, eine der großen Persönlichkeiten der englischen Literatur wie Science Fiction, der einen Tag nach seinem 92. Geburtstag verstorben ist. Aldiss, dessen literarische Bezugspunkte Mary Shelley, H. G. Wells wie James Joyce und die New Wave umfassten, hat nicht zuletzt mit seiner maßgeblichen Geschichte der Science-Fiction-Literatur nachhaltige Wirkung entfaltet. Nur zwei seiner Werke wurden verfilmt: Frankenstein Unbound (1990) von Roger Corman nach dem gleichnamigen Roman und A.I. von Stephen Spielberg (ursprünglich von Stanley Kubrick angedacht) nach der Kurzgeschichte Super-Toye Last All Summer Long, beides mit eher gemischtem Erfolg.

Mittwoch, Dezember 21, 2016

Übersetzen mit der Hebebühne

Arrival von Denis Villeneuve ist gewissermaßen die Antithese zu Roland Emmerichs tumben Independence Day: Wiederkehr und präsentiert endlich einmal Außerirdische, die viele Lichtjahre zurücklegen, nicht um die Erdenbewohner asuzulöschen, sondern um ... einfach mal zu quatschen. Doch ein trauter Plausch mit den Erdlingen ist aufgrund ihrer grundsätzlich gearteten Sprache knifflig. Daher kommt die Linguistin Lousie Banks (Amy Adams) ins Spiel, der noch der Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner, der Mittelwert aus Martin Freeman und Daniel Craig) an die Seite gestellt wird.

Villeneuve hat die Kurzgeschichte The Story of Your Life von Ted Chiang zu einen ambitionierten, ungewohnt ruhig inszenierten Science-Fiction-Film gemacht, der sich durchaus erfolgreich Mühe gibt, Genre-Klischees zu vermeiden. Dabei ist das, was Villeneuve zu Chiangs Erzählung hinzufügt, unproblematisch, nicht aber das, was er weg lässt. Die dramatische Zuspitzung der Lage durch eine falsche Übersetzung fügt dem Film das Hollywood-Element hinzu, das der Erzählung völlig abgeht. Das Weglassen des Fermatschen Prinzips beraubt die Geschichte jedoch ihres erzählerischen Dreh- und Angelpunkts. Daher ist es im Film gänzlich rätselhaft, warum der Sprachwissenschaftlerin ein Physiker zur Seite gestellt wird. Der Film bleibt daher hinter der literarischen Vorlage zurück und füllt die inhaltliche Lücke mit mehr oder weniger überzeugenden Subplots und allzu viel Kinder-Kitsch auf.

Aber der Film punktet dennoch mit einer packenden Atmosphäre, überzeugenden Schauspieler und einer dezenten, aber wirkungsvollen Musik. Und die Fallhöhe zwischen (bipedaler, zweihändiger) irdischer und (siebenarmiger) außerirdischer Zivilisation ist selten so augenfällig in Szene gesetzt worden wie durch den Kontrast von Hebebühne und aufgehobener Schwerkraft.

Mittwoch, September 21, 2016

The Wells of Foresight

Die Mitglieder des SfSFF verneigen sich aus Anlass des 150. Geburtstages in Ehrfurcht vor dem Pionier der Science Fiction, Schriftsteller, Vordenker, Journalisten, Wissenschaftspopularisator und Kämpfer für Menschenrechte und Weltregierung: Herbert George Wells (21.9.1866 - 13.8.1946).

Samstag, April 26, 2014

Die dunkle Seite des Kaleidoskops

Was hat Pink Floyds Dark Side of the Moon (1973) mit der Kurzgeschichte Kaleidoscope (1949) von Ray Bradbury zu tun? Erstaunlich viel, wie die musikalisch-visuell inszenierte Lesung To the Dark Side of the Moon des Schauspielers Daniel Rohr und des Komponisten Daniel Fueter eindrucksvoll zeigt. Kurzgeschichte und alle (!) Songs der legendären Pink Floyd-LP werden dabei so geschickt ineinander verwoben, dass man meinen könnte, sie hätten schon immer eine Einheit gebildet.

Daniel Rohr singt auch die Texte der Pink Floyd-Songs, begleitet von der Pianistin Eriko Kagawa und dem Galatea-Quartett, das auch perkussiv tätig wird. Kurzum: Ein bewegendes Bühnenerlebnis, das große existenzielle Fragen stellt: Welche Ängste quälen uns? Was ist der Unterschied von Leben und Tod? Wie sieht ein gelungenes Leben aus? Was unterschiedet Träume von Erinnerungen?

Mittwoch, September 11, 2013

The Futurological Digress

Man nehme einen festen Kern aus Lem, umgebe ihn großzügig mit Robinium und löse das Ganze in Averyn und Boschol auf. Die Wirkung dieser Mixtur ist eine Achterbahnfahrt, aus der man zwar nicht grün im Gesicht heraus kommt, doch auf profunde Art gerädert, vielleicht sogar geläutert. Ari Folman adaptiert Lems Drogen-Dystopie Der futurologische Kongreß zu einem satirischen Spiegel des heutigen Kinos, in dem die Vision gänzlich computergenerierter Schauspieler nicht mehr allzu fern scheint. In Zeiten, in denen Steven Spielberg angesichts der "Blockbusterisierung" des Kinos vor einer "Implosion" des Filmgeschäfts warnt kommt Ari Folmans Film gerade zur rechten Zeit.

Doch Ari Folman spielt nicht etwa den Hofnarren in einer ansonsten bloß auf Effekt und Kommerz zielenden Filmwelt. Er konfrontiert vielmehr auch den Zuschauer mit der Frage, für welche Illusion er die Realität einzutauschen bereit wäre bzw. welche Illusion die Realität bereits verdeckt. Daneben verknüpft er geschickt die verschiedenen Erzählebenen durch das Leitmotiv Fliegen, vom Papierdrachen, über den ersten Wright-Gleiter (der im Jahr des ersten Western abhob), den ausgedienten DC-9-Hangar bis zum modernen Passierflugzeug und darüber hinaus bizarre Traumflüge in der Cartoonwelt. Man ist versucht, die Botschaft: "Bitte behalten Sie bei allen Flügen der Fantasie die Füße auf dem festen Grund der Realität." herauszuhören. Doch damit ist die Bildsprache und Metaphorik des Films sicher längst noch nicht ausgeschöpft.

Robin Wright als Robin Wright ist keine schauspielerische Tautologie, sondern eine plausible und konsequente Besetzung  für einen Film, der als Vexierbild zwischen aberwitziger Zeichentrickfiktion und möglichst realistisch gehaltener Rahmengeschichte funktioniert. Auch wenn The Congress letztlich keine werkgetreue Verfilmung von Lems Buch ist, zeigt er eindrucksvoll, wie visionär der polnische Autor war, ohne es je auf konkrete Zukunftsvorhersagen abgezielt zu haben. Folmans Film ist großes, unkonventionelles Kino, das wirklich Stoff zum Nachdenken bietet.

Mittwoch, Juni 26, 2013

He was Legend

Das SfSFF trauert um Richard Matheson (20. Februar 1926 – 23. Juni 2013), dem wir unter anderem die literarischen Vorlagen zu Filmen wie The Incredible Shrinking Man, I Am Legend (Omega Man) und Real Steel zu verdanken haben ... und die Poe-Adaptionen für Richard Corman, z. B. The Raven (1963).

Mathesons Novelle I Am Legend (1954) ist mittlerweile selbst eine Legende des Science Fiction/Horror und selbst für diejenigen, die Vampir-Romanen sonst nichts abgewinnen können, eine spannende und lohnende Lektüre. (Nachruf im Guardian)

Sonntag, Juni 16, 2013

Die Realität der Wahl

Gefahr ist real,
Angst ist eine Entscheidung. (W. Smith)
Wirklichkeit ist real,
Wählen ist eine Entscheidung. (E. Lösel)
Real ist Supermarkt,
Wählen ist Telefon. (M. Idüllüschön)
After Earth (dt.: Erde im Arsch) ist bei gründlicher Betrachtung ein besserer Film und weniger verquast als es Regisseur (M. Night Shalalala) und Kritiken befürchten ließen. Wir erleben vielmehr eine "coming of age"-Geschichte, die für Will Smith ein perfektes Vehikel ist, um seinen Sohn in Szene zu setzen. Das gelingt umso besser, als Will Smith in diesem Film keinen sympathischen Dad abgibt, sondern einen emotional defizitären Vater spielt. Kitai (Jaden Smith) erstrahlt damit noch deutlicher in seinem Sehnen nach väterlicher Zuneigung.
Die Angst riechende Kreatur, die Kitai (Jaden Smith) nachsetzt, ist eine interessante Art, die Summe aller Ängste in eine Computeranimation umzusetzen. Die Anspielungen auf Moby Dick erscheinen allerdings an den Flossen herbeigezogen. Melvilles magnum opus ist ein komplexer Roman-Koloss, Will Smiths' Vater-Sohn-Geschichte ein altbekannter Plot, der auch als Fantasy-Film oder Western funktionieren würde.

Mittwoch, Juni 06, 2012

The last Ray of Sun

The Martians were there - in the canal - reflected in the water. [...]
The Martians stared back up at them for a long, long silent time from the rippling water....
The Million Year Picnic (1950)

Das Kollegium des SfSFF trauert um den großen Erzähler Ray Bradbury (22.8.1920 - 5.6.2012), der uns so wundervolle Bücher wie The Martian Chronicles (1950), Fahrenheit 451 (1953) und Something Wicked This Way Come (1962) und vieles andere mehr.

Freitag, September 02, 2011

Can you hear me, Major Tom?

Ausnahmsweise erlaube ich mir den Hinweis zu einem Buch, das immerhin Science Fiction-Bezug hat. Der Illustrator Andrew Kolb hat den Song Space Oddity von David Bowie so hinreißend als Bilderbuch umgesetzt, das einem ein Mangel aufstößt: Das Buch hat noch keinen Verleger und ist darob nicht erhältlich. Der Bitte von Kolb, dieses der Welt kund zu tun, komme ich gerne nach.

Samstag, April 23, 2011

In ferner Zukunft, so nah

"Das Leben auf der Farm gefiel mir, denn hier kamen frische Lebensmittel auf den Tisch, die im Alltag Tōkyōs nur schwer zu beschaffen waren – für mich ein doppeltes Vergnügen, am Essen und am Kochen, da ich in der Küche bei der Zubereitung tätig war. Hühner und Eier, Ziegenmilch, Gemüse und Brot, alles kam von der Farm, und Mr Grass, der ursprünglich Ingenieur einer kalifornischen Lebensmittelfirma gewesen war, hatte dafür ein Kontrollsystem ausgetüftelt. Seine Aufgabe, die Sicherheit aus Japan importierter Fischkonserven zu überprüfen, hatte es ihm ermöglicht, mit den Aktivisten einer japanischen Bürgerbewegung Verbindungen anzuknüpfen; auf diese Weise hatte er Kazuko kennengelernt und geheiratet und sich schließlich auf dieser Hochebene in der Gumma-Präfektur niedergelassen. Da man bei Nahrungsmitteln, mit denen sich die Farm nicht selbst versorgte, unmöglich Null-Werte für Radioaktivität oder krebserregende Stoffe voraussetzen konnte, hatte man die Speisekarte der Kinder und Erwachsenen streng getrennt. Trotzdem zollte der Standard des von Mr Grass Erlaubten, verglichen mit den sogenannten offiziellen Richtlinien in der Hauptstadt, der Sicherheit eindeutig mehr Achtung."
Kenzaburō Ōe, Therapie Station [„Chiryō, tō“, 1990], Fischer, Frankfurt an Main, März 2011, S. 165


Das SfSFF wird vollzählig beim Sternmarsch auf Biblis dabei sein. Eingedenk der Tatsache, dass die strahlende Zukunft nichts Verheißungsvolles haben muss. Und nicht vergessen: Heute ist Welttag des Buches.

Dienstag, April 19, 2011

Was vom Körper übrigblieb

Der Erzählfluss von Alles, was wir geben mussten, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kazuo Ishiguro, hat viel mehr mit Aldous Huxleys Island (1963) gemein als mit Alexander Livingstons Island (2005). Allen drei Werke gemeinsam ist das Inselmotiv der klassischen Utopischen Literatur. Genügte in Huxleys Zeiten noch eine Insel nahe Sumatra, präsentiert uns Ishiguro, der maßgeblich an der Verfilmung seines Romans mitgewirkt hat, dagegen ein aus der Zeit gefallenes Großbritannien als Parallelwelt, zusammen mit dem Internat Hailsham und den „Cottages“ als Inseln innerhalb der Insel. Regisseur Mark Romanek setzt die Parallelwelt dabei so subtil in Szene, dass der Film Gefahr läuft, bei oberflächlicher Betrachtung zur bloßen Dreiecksgeschichte zu verkommen. Das geschlossene Gesellschaftssystem, welches auf gezüchteten Organspendern ruht, kommt nur implizit zum Ausdruck, die „unerbittliche Härte des Systems“ (K. Taramtam) wird erst allmählich spürbar und kulminiert in einem unerbittlichen Bild, die Schicksalsergebenheit der Protagonisten, die sich bestenfalls an eine haltlos konstruierte Hoffnung klammern können, bleibt rätselhaft. Ist das Ganze am Ende vielleicht doch „eine echt gute Idee“ (M. Idüllüschön)?
Action ist diesem beeindruckend photographierten Film mit seinem hervorragenden Schauspielern, allen voran das Trio Carey Mulligan, Andrew Garfield und Keira Knightly, fremd. Wen die intellektuelle Spannung nicht packt, den wird das Geschehen auf der Leinwand vermutlich kalt lassen. Alle anderen dürfte die Geschichte so schnell nicht loslassen und mit tiefschürfenden Fragen konfrontieren. Etwa: Wie verhält sich Lebensglück zur Lebensspanne, auf wessen Kosten leben wir, in welchem System sind wir womöglich selbst gefangen? Die gelungenste Science Fiction führt uns vor Augen, dass die Gegenwart die wichtigste Zeit ist. Eine solche Science Fiction ist Alles, was wir geben mussten.

Samstag, November 27, 2010

Wanderer zwischen den Welten

Zu Ehren des Physikers, Philosophen und Pioniers der Computerkunst und elektronischen Ästhetik Herbert W. Franke (geb. 1927 in Wien, lebt und arbeitet bei München), präsentiert das ZKM│Medienmuseum eine umfassende Ausstellung über dessen Leben und Werk. Die Ausstellung Wanderer zwischen den Welten, mit der die ZKM-Reihe Philosophie und Kunst fortgesetzt wird, beleuchtet sein facettenreiches und vielfältiges Wirken zwischen Wissenschaft und Kunst.
Herbert W. Franke wird als Philosoph und Science-Fiction-Autor, als Höhlenforscher, Symmetrie- und Bionik-Forscher, als Physiker und Mathematiker sowie als Kunstwissenschaftler und Vorreiter computer- und maschinengenerierter Kunst vorgestellt.

Montag, Oktober 05, 2009

Huge tome has landed

"Diese Mond-Phantasie ist ein wundervolles Buch. Ein Buch, das uns im wahrsten Sinne des Wortes über uns selbst hinaushebt, hinaushebt – in die Unendlichkeit des Weltalls! Ein Buch, das märchenhaft-geheimnisvolles Leben eines technisch vollkommeneren Planeten, als es der unsrige jetzt ist, wahrhaft plastisch vor uns hinstellt, das aber nie schulmeisterlich „belehrt“, sondern in Form des spannendsten Romans (mit „richtigen“ Liebesleutchen!) uns schier unglaubliche und dennoch bei aller Kühnheit und Neuheit wissenschaftlich und logisch durchaus mögliche Dinge und Erlebnisse vermittelt. Und gerade das gibt ihm seinen ganz eigenen Reiz, daß sich in ihm edelste Belehrung mit wahrer, gesunder Poesie eint, daß die Handlung in ihm zugleich amüsant und hochdramatisch ist, daß die Erlebnisse und Menschen in ihm wirklich zu begeistern vermögen. Und besonders für uns, die wir das Glück haben, Zeitgenossen, eines Space Shuttle, einer Internationalen Raumstation zu sein, für uns, denen der „Mensch auf dem Mond“ zur Wahrheit wurde, hat das Schätzingsche Zukunftsbild etwas Bestrickend-Verlockendes: es ist wie ein herrlicher Ruf zur Krönung eines eben begonnenen Werkes!

Limit ist ein Geschenkwerk allersten Ranges... und es eignet sich mit seinen 1328 Seiten trefflich als Türstopper. (nach der Verlagsanzeige für Auf zwei Planeten von Kurd Lasswitz, 1919)

P.S. Da lese ich lieber die Mond-Romane von Verne, Wells, Scheerbart oder von Bassewitz!

Mittwoch, Februar 11, 2009

Happy birthday, Edgar!

Am 19. Januar 2009 jährt sich der Geburtstag von Edgar Allan Poe (1809-1849) zum 200. Male. Aus diesem Anlass möchte ich es nicht versäumen auf die erstmals 1976 bei Penguin erschienene Anthologie The Science Fiction of Edgar Allan Poe hinzuweisen. Es ist sicherlich diskussionswürdig, inwieweit Poe auch als Ahnvater der modernen Science Fiction-Literatur anzusehen ist, aber seine Affinität zu den sich in seiner Zeit etablierenden Naturwissenschaften ist nicht von der Hand zu weisen. Poe gebührt in jedem Fall ein wichtiger Platz, wenn es darum geht, das Verhältnis von science und fiction zu diskutieren.
Dieser Sammelband enthält Poes "Phantastischen Reisen" wie M. S. Found in a Bottle, Unparalleled Adventures of One Hans Pfall oder Mellonta Tauta und die Alexander von Humboldt gewidmete wissenschaftliche Spekulation Eureka. Der Herausgeber Harold Beaver von der University of Warwick hat den Texten ein instruktives Vorwort, fast hundert Seiten ausführliche Anmerkungen und eine Chronologie der Wissenschaft nach Newton beigegeben. Faszinierend ist es, die in den Anmerkungen zitierten Mondschilderungen von Apollo-Astronauten nach der Lektüre von Hans Pfalls Mondfahrt zu lesen.

Mittwoch, März 19, 2008

You're not going to like this, Dave


"I'm sure we would not have had men on the Moon if it had not been for Wells and Verne and the people who write about this and made people think about it. I'm rather proud of the fact that I know several astronauts who became astronauts through reading my books. "

ARTHUR C. CLARKE
(16.12.1917 - 18.3.2008)

Donnerstag, August 30, 2007

Dem Science Fiction-Film einen Spiegel vorhalten

Man sollte Waschzettel-Prosa von Verlagen niemals allzu ernst nehmen, doch angesichts dieser neugierig machenden Buchveröffentlichung Die Konstitution des Wunderbaren des Schweizer Filmwissenschaftlers Simon Spiegel möchte ich dennoch einen Vorabkommentar wagen.
So heißt es im Blurb des Schüren-Verlags: "Anhand eines Korpus von rund 300 Filmen wird ein theoretisches Gerüst entwickelt, das den SF-Film vor allem als filmische Erscheinung analysiert." Abgesehen davon, dass es spannend sein dürfte, welche Filme Bestandteil des besagten Korpus' sind, leuchtet es unmittelbar ein, den Film als filmische und nicht etwa als kulinarische Erscheinung zu analysieren.

Weiter heißt es: "Zu Beginn des zweiten Teils stehen bislang wenig beachtete fiktionstheoretische und narratologische Fragen im Vordergrund. Zentral ist hierbei vor allem die Erkenntnis, dass sich das Genre, in dem scheinbar alles möglich ist, in erzählerischer Hinsicht sehr konservativ gibt." Der erste Satz lässt Theoriehuberei befürchten, der zweite gilt noch viel mehr für das Fantasy-Genre.

Der Autor dieses Grundlagenwerkes zum Science Fiction-Film wurde im Jahr des ersten Star Wars-Film geboren, von dem kürzlich Herbert W. Franke in einem Interview treffend sagte: "Star Wars ist keine Sciencefiction (sic)". Sei dem wie es sei. Lassen wir uns von der Lektüre überraschen.

Freitag, Juli 20, 2007

Next Deja Vu Report

Der Regisseur Lee Tamahori hat mit Next einen Film nach der Kurzgeschichte The Golden Man (1954) von Philip K. Dick gedreht. ein Mutant kann in die Zukunft sehen und gerät in die Fänge des FBI, die seine Fähigkeiten nutzen will, um terroristische Anschläge mit Nuklearwaffen zu verhindern. Das erinnert in der Konstellation an den Film Deja Vu oder auch Minority Report. Man wird das Gefühl nicht los, dass der 11. September dem Science Fiction-Genre nachhaltig seinen Stempel aufgedrückt hat. Erstaunlich auch, dass Hollywood seit geraumer Zeit immer wieder auf Dicksche Stoffe zurückgreift. Dabei sollte man sich jedoch bemühen, bei allem Hollywoodzauber das literarische Werk nicht aus den Augen zu verlieren.

Donnerstag, Juni 21, 2007

Bugs Funny

Ein passenderer Titel für Starship Troopers von Paul Verhoeven wäre vielleicht "Kammerjäger im All". Menschen bekämpfen die riesigen "Bugs" auf deren Heimatplaneten, weil die Monsterkäfer auf Asteroiden vom entgegengesetzten Ende unserer Galaxis zur Erde gelangen (!!!). Damit erhält man einen Film, bei dem sich ein leicht schlechtes Gewissen einschleicht, wenn man sich beim Anschauen köstlich amüsiert. Was hat der Regisseur mit diesem höchst aufwändig produzierten Effektkino eigentlich geschaffen? Eine technisch perfekte Projektionsfläche für faschistische Propaganda? Wohl kaum, denn allein die Distanz zwischen den schwülstigen Liebesverwicklungen (Güteklasse Pearl Harbor), ausstaffiert mit hübsch anzusehenden Darstellern amerikanischer College-Serien, und dem genüsslich dargebotenen Gemetzel der fies-ekligen "Bugs" in den Reihen der verheizten irdischen "Mobile Infantry" baut eine enorme ironische Spannung auf. Vermutlich ist die Romanvorlage von Robert A. Heinlein problematischer, was allerdings noch nachzuprüfen wäre.

Der Film dürfte letztendlich genau so doof sein, wie derjenige, der ihn sich ansieht. Man kann genau so gut dumpf die Splatter-Szenen goutieren wie über augenzwinkernd-postmodern verpackte Kritik am Militarismus schwadronieren. Doch Paul Verhoeven ist es irgendwie gelungen, jede reflexive Ebene aus dieser "invertierten Invasion" herauszuhalten und seine Hände in Unschuld, Kunstblut und Käferschleim zu waschen. Wer z. B. Spaß an Filmen wie From Dusk Till Dawn (insbesondere der zweiten Hälfte) oder Independence Day hat, der dürfte sich auch an Starship Troopers erfreuen. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.