...auf PRO7 (Sonntag, 22.4.2007). Als ob wir es nicht schon immer gewusst hätten: Die Gefühle sind an allem Schuld - vor allem am Krieg! Aber auch an Liebeskummer, Schuldgefühlen, Reue und Ehekrach - und auf all dies können die Menschen in Kurt Wimmers Film "Equilibrium" (2002) getrost verzichten. Denn nach dem dritten Weltkrieg hat man diesem Quell allen Übels den Garaus gemacht. Dank der täglichen Ration Prozium II sind die Menschen endlich leidenschaftslos glücklich... - oder nicht? Schwer zu sagen, denn die schöne neue Nachkriegswelt verzichtet nicht auf polizeistaatliche Überwachung, Mord und Totschlag. Menschen, die sich der staatlich verordneten Gefühlskälte widersetzen, werden als sogenannte "Sinnestäter" verfolgt und ausgemerzt. Doch sind nicht auch Machtgier, Grausamkeit und Kontrollwut der Herrschenden letzlich Auswüchse von Gefühlen, von Hass und Angst?
Bis auf diesen logischen Hinkefuß kann sich der Film jedoch sehen lassen, wenngleich er keine hervorstechenden Eigenheiten vorweist, sondern im Wesentlichen Anleihen aus anderen Filmen nimmt (wir fühlen uns an Fahrenheit 451, 1984, ja sogar ein wenig an Brazil erinnert) und damit in einer guten Tradition steht. Es gibt ein futuristisch-nazistisch anmutendes Diktatorenstaatsambiente und einige wohlchoreographierte Kampfszenen, für die wohl Matrix Pate gestanden hat. Dennoch: 'Equilibrium' führt ein Schattendasein unter den Science-Fiction-Filmen. Das wäre wohl anders gekommen, hätte statt Christian Bale der möglicherweise vorgesehene Tom Cruise die Hauptrolle übernommen - so verblüffend jedenfalls ist die Ähnlichkeit. Doch Bale macht seine Sache in bewährter Cruise-Manier recht gut und sorgt somit zumindest auf diesem Wege für ein gewisses Gleichgewicht...