Nach Empire of the Sun (1987, Steven Spielberg), Crash (1996, David Cronenberg) und The Atrocity Exhibition (2000, Jonathan Weiss) ist High Rise (2015, Ben Wheatly) erst die vierte Verfilmung eines Buches des überaus produktiven englischen Schriftsteller J. G. Ballard (1930-2009). Dieser hat als Science-Fiction-Autor begonnen, aber sich mehr und mehr davon entfernt, indem er sich dem "Inner Space" des modernen Menschen zugewandt hat. Ballards medizinischer Blick auf Zerfall und Perversionen machen seine Bücher zur faszinierenden, aber höchst unbequemen Lektüre.
High-Rise exerziert vor, wie in der erhofften schönen neuen Welt eines hochmodernen Hochhauses nach und nach alle zivilisatorischen Konventionen zerfallen. Die autarke Wohn-Utopie verwandelt sich in eine 40-stöckige Höhlenwelt. Der Siebzigerjahre-Look, den man z.B. aus der Fernsehserie Life on Mars kennt, erfreut sicherlich Nostalgiker, fungiert aber rasch nur noch als stylisher Hintergrund für die Exzesse einer aus dem Ruder laufenden sozialen Ordnung. Ben Wheatleys Film setzt erstaunlich wenig eigene Akzente, sondern kommt als eher akkurate Buchverfilmung rüber, die sich viel Mühe macht, das Zeitkolorit des 1975 erschienenen Romans nachzubilden und Schlüsselszenen "abzuarbeiten". Trotzdem wird man nach diesem Film wohl nicht mehr unbefangen an großen Wohn-Hochhäusern vorbeigehen können. Die Beton-Variante von Lord of the Flies wirft einen sehenswerten und schonungslosen Blick unter die dünne Tünche der Zivilisation.
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