Montag, Mai 14, 2018

Memories are made of X

Der junge britische Dramatiker Alistair McDowall wagt sich mit seinem Stück X (2016) hinaus in die Außenregion unseres Sonnensystem. X erlebte jetzt am Nationaltheater in Mannheim seine deutschsprachige Uraufführung. Die Crew einer Forschungsstation auf Pluto hat die Verbindung zur Erde verloren und klammert sich an Routinen, Erinnerungen und die Uhrzeit, bis auch die ihren Geist aufgibt. Ohne ein Koordinatensystem aus festen Zeiten und einem verlässlichen Informationsausstausch mit der Außenwelt gerät nicht nur das Leben auf der Station aus den Fugen, sondern auch die Szenenfolge in der Dalli-Dalli-Kulisse. Der normale Zeitverlauf ist ausgehebelt, Erinnerungen wandern von Person zu Person, Sprache reduziert sich bis zum zischend ausgesprochenen Platzhalter X. Das ist bis auf einige repetitive Längen spannend inszeniert, intellektuell anregend und durchaus Science Fiction. Eine distanzierende Äußerung des Autors wie "X ist nicht wirklich Science fiction, das ist nur eine Maske" kaschiert nur, dass sich für das eine oder andere Versatzstück von X gut erkennbare Vorbilder in Werken wie Stanislaw Lems Solaris, Kurt Vonneguts Slaughterhouse Five und John Carpenters Dark Star finden lassen. Aber vielleicht täuscht da auch nur meine Erinnerung. Fang nochmal an...

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