Sonntag, August 08, 2010

Dream Team im Team Dream

“Talking about dreams is like talking about movies, since the cinema uses the language of dreams; years can pass in a second and you can hop from one place to another. It’s a language made of image. And in the real cinema, every object and every light means something, as in a dream.” Diese Worte des großen italienischen Regisseurs Frederico Fellini umreißen perfekt, um was es im Film Inception von Christopher Nolan geht. Fast scheint es, als ob Nolan inspiriert von Felinis Worten einen filmischen Essay über das Verhältnis von Kino und Traum drehen wollte, das nicht nur spannend unterhält, sondern auch die Rolle des Regisseurs reflektiert. Dafür spricht, dass er wie mir scheint jeden Ansatzmöglichkeit für die Freudsche Traumdeutung und eine "unwirkliche Traumlogik" vermeiden wollte. Das Unwirklichste was uns Nolan zumutet sind unmögliche Perspektiven und aufgehobene Schwerkraft. Von einer tiefenpsychologischen Dimension ist weit und breit nichts zu erkennen. Nolans Bildsprache ist eher architektonisch, der verwickelte Plot von Inception spielt auf drei Traumetagen, ohne dass man dort immer weiter ins Unterbewusste gelangen könnte. In jedem Fall ist Nolan ein erstaunliches Filmkunststück (mit einem überragendem Schluss!) gelungen, das durch Dom Cobbs (Leonardo DiCaprio) Familiengeschichte die notwendige emotionale Tiefe erhält. Doch was die Objekte und das Licht Inception genau bedeuten, darüber lohnt es sich sicherlich nachzudenken.

1 Kommentar:

Esmeralda Beate Skiwskibowski hat gesagt…

Teuerster Herr Lösel,

im wesentlichen kann ich mich Ihrem Urteil nur anschließen, Inception ist ein technisch grandioser und visuell absolut überwältigender Film, der mich 147 Minuten lang in jeder Hinsicht bestens unterhalten hat.
Leider hat für mich die 148. Minute das Erlebnis vollkommen zunichte gemacht.

Das zu begründen verrät sehr viel von der Handlung und Auflösung, daher hier erst einmal eine


SPOILER-WARNUNG
(entzückender Begriff, ich wollte ihn schon lange einmal verwenden...)


Nun zum Ende von Inception:
diese Auflösung war meines Erachtens einfach nur billig! Es war e x a k t das, was im gesamten Film in jeder einzelnen Szene mit dem Holzhammer angekündigt wurde: Die Hauptperson ist ein Jammerlappen und Versager, der unfähig ist, in der Realität klarzukommen, weil er in der Vergangenheit mal Scheiße gebaut hat, deswegen flüchtet er sich lieber in Traumwelten. Und am Ende wird er nicht etwa gelernt haben, die Realität zu akzeptieren, sondern sich dauerhaft für die Fiktion entscheiden.

Ich habe im Nachhinein noch länger über diese Auflösung nachgedacht und darüber, ob eine andere Interpretation möglich ist. Eventuell habe ich mir das leichte Trudeln des Kreisels doch nicht eingebildet und er fällt "im off" (noch so ein entzückender Begriff) doch noch um?
Leider sind mir beim Nachdenken noch mehr Inkonsistenzen und Ungereimtheiten aufgefallen:
# Warum war Zaito am Ende plötzlich so alt?
# Ist man im Limbus überhaupt "gefangen" oder kann man sich durch töten befreien (das ist schließlich, was Cobb und Mal damals gemacht hatten)?
# Falls ja, warum dann dieses ganze Drama?
# Und warum hat Cobb überhaupt seiner Frau den Gedanken eingepflanzt, anstatt sie einfach umzubringen?
# Ariadne und Cobb sind Fischer Jr. in den Limbus (also Fischers Unterbewußtsein) gefolgt. Warum sah das dann wieder genauso aus wie der Limbus von Cobb und Mal?
# Warum war es so unglaublich notwendig, daß sie 10 Stunden (reale) Zeit hatten? Das bedeutet schließlich, daß sie auf der ersten Traumebene noch eine ganze Woche däumchendrehend aufs aufwachen warten mußten.

Seien wir ehrlich:
Das ganze Konzept mit dem Limbus funktioniert einfach nicht.
So wundervoll konsistent und- im Rahmen der phantastischen Geschichte- logisch und schlüssig der Film ansonsten war, der Limbus war Murks.

Freundlichst,
Ihre Esmeralda Skiwskibowski