Mitteilungen des interdisziplinären, transregionalen und extrauniversitären Seminars für Science Fiction Film und Anverwandtes mit Zweigstellen in Marburg, Heidelberg, Stuttgart, Darmstadt und ehemaligen Zweigstellen in Singapur und Korbach.
Sonntag, November 26, 2006
Ausgerechnet Turkmenistan
Wie sagte es der Regisseur Aleksandr Sokurov während eines „Filmtalks“ am 18. November 2006 (im Rahmen des 55. Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg) so pointiert im Hinblick auf den russischen Film: Kunst ist kein Restaurant, hier gibt es keine Kellner, hier wird man nicht bedient. Das gilt ganz sicherlich auch für Sokurovs ersten unter den Bedingungen der Perestroijka gedrehten Film Dni znatmenija – Tage der Finsternis, an dessen Drehbuch die russischen Science Fiction-Autoren Arkadi und Boris Strugatzki mitgearbeitet haben (genaueres habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können): Ein junger russischer Arzt aus Nishnij Nowgorod ist in eine Provinzstadt in Turkmenistan versetzt worden. Es könnte genauso gut ein fremder Planet sein. Der blonde Russe ist offensichtlich fremd in dieser orientalisch geprägten Sowjetrepublik. Und doch scheint er sich hier nicht unwohl zu fühlen: „Leben kann man überall.“, sagt er zu seinem einzigen Freund, einem "Kriegsingenieur". Der Film bedient die Zuschauer tatsächlich nicht mit einer stringenten Handlung, erhellenden Dialogen oder einem raffinierten Spannungsbogen, sondern knüpft ein verwirrendes, offenes Beziehungsgeflecht aus rätselhaften Bildern: Zerfallene Bauten in einer Wüstenlandschaft, gänzlich in gelbes Licht getaucht, quälende Hitze, armselige, chaotische Wohnungseinrichtungen, ein Kind, das Sicherheitsnadeln verschluckt, ein Toter der plötzlich spricht, ein Miniaturdorf, das von Zeit zu Zeit im Film auftaucht und schließlich spurlos verschwindet, der Arzt an der Schreibmaschine, eine medizinische Studie, die Indizien dafür liefert, dass religiöse Menschen sich einer besonders guten Gesundheit erfreuen... Verrätselte, apokalyptische Filmkunst, am ehesten noch Tarkowskis Film Stalker (1979) verpflichtet.
Mittwoch, November 22, 2006
Where do the children play?
Einigermaßen erleichtertes Aufatmen stellt sich erst ein, wenn im beginnenden Abspann das ausgelassene Lachen spielender Kinder ertönt. Alfonso Cuaróns Film "Children of Men" beschreibt mit Selbstverständlichkeit und Folgerichtigkeit eine Welt, in der Unfruchtbarkeit die Regel geworden ist, der jüngste Mensch schon 18 Jahre alt ist, in der Chaos und Anarchie regieren angesichts der Gewissheit, dass die Menschheit dem sicheren Aussterben entgegen geht. Die wenigen noch im Wohlstand Lebenden sichern ihre Pfründe mittels polizeistaatlicher Unterdrückung der schutz- und heilssuchenden Minderheiten. Man fühlt sich an die Fernsehbilder aus Guantánamo und dem bombadierten Bagdad erinnert. Inmitten dieser Aussichtslosigkeit mutet die Geburt eines Kindes, bezeichnenderweise eines schwarzen Mädchens, wie eine neue Variante der biblischen Weihnachtsbotschaft an.
Mit eindrücklichen Bildern, einer äußerst realistisch anmutenden Ausstattung und einigen wunderbaren Lichtblicken in der ansonsten auffallend sonnenlosen Düsternis des Films - einer davon Michael Caine als junggebliebender Althippie - erzählt uns Cuaróns kleines Meisterwerk die mögliche traurige Geschichte unserer Welt, er mahnt uns, jedoch ohne den Zeigefinger zu heben. "Children of Men" ist eine aufrüttelnde Zukunftsvision, die uns mit einem veränderten, respektvolleren Blick auf unsere Kinder zurücklässt. Nie war ein Kinderlachen wohltuender.
Mit eindrücklichen Bildern, einer äußerst realistisch anmutenden Ausstattung und einigen wunderbaren Lichtblicken in der ansonsten auffallend sonnenlosen Düsternis des Films - einer davon Michael Caine als junggebliebender Althippie - erzählt uns Cuaróns kleines Meisterwerk die mögliche traurige Geschichte unserer Welt, er mahnt uns, jedoch ohne den Zeigefinger zu heben. "Children of Men" ist eine aufrüttelnde Zukunftsvision, die uns mit einem veränderten, respektvolleren Blick auf unsere Kinder zurücklässt. Nie war ein Kinderlachen wohltuender.
Donnerstag, November 16, 2006
Tage der Finsternis
Beim diesjährigen Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg wird der russische Regisseur Aleksandr Sokurov als "Master of Cinema" ausgezeichnet. Aus diesem Anlass wird unter anderem sein Film Tage der Finsternis gezeigt, der auf einer Vorlage der russischen Science Fiction-Autoren Arkadi und Boris Strugatzki beruht. Dabei handelt es sich um den Roman Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang (1976).
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Freitag, November 03, 2006
The Children of Men - Kinostart 9.11.2006
Mal wieder ein Film, in dem die Menschheit ihre Fähigkeit zur Vermehrung verloren hat. Die Handlung spielt im Jahre 2027 - fünf Jahre nach der Vision einer völlig überbevölkerten Erde in Soylent Green (1973, dt. Titel: "2022 - die überleben wollen"). Mehr Informationen zum Film von Alfonso Cuarón unter IMDb und Kino.de. Die Inhaltsangabe von Children of Men lässt einen an Volker Schlöndorffs Die Geschichte einer Dienerin (1989) und Aeon Flux (2005) denken.
Donnerstag, November 02, 2006
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