Mitteilungen des interdisziplinären, transregionalen und extrauniversitären Seminars für Science Fiction Film und Anverwandtes mit Zweigstellen in Marburg, Heidelberg, Stuttgart, Darmstadt und ehemaligen Zweigstellen in Singapur und Korbach.
Dienstag, November 29, 2022
Was macht denn der Physiker hier?
Ein Wiedersehen von Arrival zeigt, wie gekonnt Denis Villeneuve die nicht wirklich als Filmvorlage geeignete Kurzgeschichte Story of Your Life von Ted Chiang fürs Kino adaptieren konnte. Aber in seinem anschließenden wissenschaftlichen Kommentar legt der Astrophysiker Matthias Bartelmann den Finger in die Wunde: Dadurch, dass Villeneuve die essenzielle physikalische Pointe der Kurzgeschichte opfert, bleibt die Rolle des Physikers, sympathisch gespielt von Jeremy Renner, letztlich auf die des Samenspenders beschränkt. Mit einem Quäntchen mehr Werktreue hätte aus dem hervorragenden Film ein überragender werden können.
Mittwoch, November 16, 2022
Nukleare Postapokalypse ... vor Tschernobyl
Die Filmreihe Apocalyptic Cinema des Käte-Hamburger Kollegs für Apokalyptische und Postapokalyptische Studien (CAPAS) brachte mit dem Briefe eine toten Mannes (UdSSR 1986) eine veritable Rarität als 35mm-Archivkopie auf die Leinwand (die synchronisierte DEFA-Fassung findet sich hier). Die Welt nach der nuklearen Katastrophe, die Regisseur Konstantin Lopuschanski (geb. 1947) hier vor dem Tschernobyl-Unglück in Szene setzt (am Drehbuch wirkte Boris Strugatzki mit., lässt einen Film wie Tarkowskis Stalker geradezu idyllisch wirken. In Sepia- oder Blautönen entfaltet sich während des Briefwechsel eines alten Mannes mit seinem (verschwundenen? toten?) Sohn eine Welt, in der auch noch in der fast absoluten Hoffnungslosigkeit eine autoritäre Organisation wirkt. Der entkommen nur einige Kinder, die sich auf einen Marsch begeben, dessen Ziel offen bleibt. Schwere, aber beeindruckende Filmkost mit einer Ästhetik, wie man sie nur russische Regisseure kennt, man denke nur an Aleksandr Sokurovs Tage der Finsternis oder Aleksei Germans Es ist schwer ein Gott zu sein.
Sonntag, November 13, 2022
Auf der anderen Seite der Leinwand
Disneys ambitionierten Film Tron vierzig Jahre nach seiner Veröffentlichung auf der Leinwand sehen zu können, macht ihn nicht plausibler, aber die innovativen Bildwelten, eine clevere Mischung aus klassischer Tricktechnik und Computernaimationen, entfalten erst dort ihre Wirkung. Möglich machte dieses Erlebnis das Filmfestival Mathematik–Informatik.
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