Freitag, Februar 23, 2007

Partisanen der Utopie

Die Hörspielreihe Partisanen der Utopie des Deutschlandfunks will sich vom 10. Februar bis 27. März 2007 "in die aktuelle Diskussion über Wirkungsmöglichkeiten der Kunst in der Gesellschaft einmischen". Dabei soll es auch um die bewegende, verstörende und innovative Frage gehen "Woher kommt Bewegung, Verstörung, Innovation?" Die Reihe wird unter anderem Hörspieladaptionen von Cyrano de Bergeracs Reise zum Mond und Lesabéndio von Paul Scheerbart bieten. Ebenso kommen utopische Beiträge von und/oder mit Rainer Werner Fassbinder, Heiner Müller, Christoph Schlingensief und Rolf Dieter Brinkmann zu Gehör. Moderne Science Fiction-Autoren bleiben dabei eher ausgesperrt. In jedem Fall möchte sich das Seminar für Science Fiction Film dem Medium Radio nicht verschließen.

Montag, Februar 12, 2007

"First we burn the books...

...and then we burn the ashes." Das Credo der Feuerwehrleute in Ray Bradburys berühmtem Roman "Fahrenheit 451" lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Bücher lesen ist verboten. Denn Bücher setzen Gefühle frei und regen zum Nachdenken an - individuelle Regungen, die eine Massengesellschaft unkontrollierbar machen. Die Verfolgung und Vernichtung derer, die sich dem widersetzen, ist Aufgabe der Feuerwehr, die als Exekutivmacht des totalitären Staates in das Gegenteil ihres ursprünglichen Zwecks pervertiert ist.

Francois Truffaut verfilmte den Roman 1966, mit Oskar Werner und Julie Christie in den Hauptrollen. Zunächst bedrückend realistisch gelingt sein Bild der Überwachungsgesellschaft, in der Feuerwehrmann Guy Montag, heimlich das Lesen beginnend, vom enthusiastischen Bücherbrenner zum zweifelnden Revolutionär wird und schließlich als Flüchtling eine neue Heimat bei den Buchmenschen findet. Abgehoben und beinahe surreal wirkt der Schluss des Filmes: Die Ausgestoßenen der Gesellschaft hausen als Nomaden in den Wäldern vor der Stadt, um als lebende Bücher das Wissen der Welt zu bewahren.

Auf das Wesentliche reduziert und gekonnt in Szene gesetzt ist Bradburys Klassiker in der aktuellen Inszenierung der American Drama Group Europe, die mit nur vier Schauspielern und minimaler Requisite in äußerst unterhaltsamen 90 Minuten und in beeindruckender Dichte Bradburys Erzählung auf die Bühne bringt. Gesehen diese Woche im Stuttgarter Wilhelma-Theater. Weitere Auffühungen gibt es im Februar, März und April, deutschlandweit.

"Fahrenheit 451" hat, obschon bereits 1954 erschienen, nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Der Stoff ist heute populär wie nie - erinnert uns Bradbury doch mit den wandfüllenden Bildschirmen, auf denen unablässig die wohlvertraute Fernsehfamilie flimmert, an die uns ans Herz gewachsenen Protagonisten mancher Seifenoper, und daran, dass wir mit dem sogenannten 'Infotainment' schon seit einigen Jahren oft lieber leicht verdauliche Häppchen statt inhaltsreicher und komplexerer Nachrichtenkost zu uns nehmen...

Sonntag, Februar 11, 2007

Hänschen Klein wird zehn


Lieber HAL, alles Gute nachträglich zu Deinem 10. Geburtstag am 12. Januar 2007! Das wünschen Dir alle Mitglieder des SfSFF. Bleib so unfehlbar und zuvorkommend wie Du bist!

Sonntag, Januar 28, 2007

Was war das? Ah, Avatar am Start!

Wenn ein Regisseur wie James Cameron (Terminator, Terminator 2, Aliens, Abyss ... und, na gut, Titanic) ankündigt, einen Science Fiction-Film mit einem Budget im dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich drehen zu wollen, dann sind Neugier und hochgesteckte Erwartungen nur zu berechtigt. Der Film, welcher 2009 in die Kinos kommen soll, trägt den Titel Avatar. Das Original-Drehbuch stammt von James Cameron selbst. Man darf gespannt sein, zumal der Film tricktechnisch, wie könnte es auch anders sein, alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen soll.

Das SfSFF wünscht guten Appetit!


Aus: Ethan Philips und William J. Birnes, Das offizielle Star Trek Kochbuch - Galaktische Rezepte für Terraner, Heel, Königswinter 1999

Freitag, Januar 12, 2007

I have seen that before, haven't I?

Google Earth meets Big Brother, so ließe sich die Technik beschreiben die in Tony Scotts Film Deja Vu zum Einsatz kommt. Mit Hilfe einer Einstein-Rosen-Brücke (bloß nicht nach den Details fragen!) lässt sich in einem begrenzten Radius vier Tage und sechs Stunden in die Vergangenheit schauen, mit einer Detailtreue, die Geheimdienstlern wie Spannern die Freudentränen in die Augen schießen lassen würde. Was läge näher, als diese Technik für die Aufklärung eines Verbrechens zu nutzen? Doch wohin genau soll man bei diesem "Past-Stream" hinschauen? ATF-Agent Doug Carlin (Denzel Washington) weiß es und verstrickt sich dabei in eine kriminalistische und amouröse Zeitschleife, die nicht unspannend inszeniert ist, jedoch wohl kaum als originell bezeichnet werden kann. Es scheint, als ob der Produzent Jerry Bruckheimer (Pearl Harbor, Fluch der Karibik) sich passende Versatzstücke anderer Filme zusammengeklaubt hat, um daraus einen veritablen Blockbuster zu basteln. Lässt man die wissenschaftlichen Ungereimtheiten außer acht (auch Doug Carlin verzichtet klugerweise darauf, nach Details zu fragen), so ist der Ideen-Klau durchaus gekonnt - Minority Report , Timeline, The Time Machine (2002), Seven Days (TV) und Butterfly Effect lassen grüßen. Und die Flutkatastrophe von New Orleans erhält als Natur-Pendant zum 11. September erstmals größere Kinoweihen.

Donnerstag, Januar 04, 2007

Auf Wiedersehen!

Was eben noch Zukunft war, kann morgen schon Gegenwart sein. Das gilt ganz sicher für das Jahr 2007. Was eben noch Gegenwart war, kann im nächsten Moment schon Vergangenheit scheinen. Dies dürfte für das Phänomen des Dejà-vu zutreffen. Der gleichnamige Film Deja Vu des hauptsächlich im Action-Genre tätigen britischen Regisseurs Tony Scott gibt diesem immer wieder faszinierendem "Wiedersehens-Gefühl" eine Science Fiction-Wendung. "Spacefolding technology" soll es ermöglichen, ein bereits geschehenes Attentat zu verhindern. Dank der Aufmerksamkeit eines geschätzten Seminar-Teilnehmers, kann das SfSFF einen kurzfristigen Sichttermin am Samstag, den 6. Januar 2007 ansetzten. Man darf gespannt sein, was dieser "Science Action"-Film zu bieten haben wird. Hoffentlich nicht nur das Gefühl, man hätte das alles woanders und womöglich schon mal besser gesehen.

Sonntag, Dezember 31, 2006

Bleibt der Schirm dunkel?

Es ist wohl zu befürchten, dass es die Verfilmung des Romans A Scanner Darkly (1977, dt.: Der Dunkle Schirm") von Philip K. Dick wohl nicht mehr in die deutschen Kinos schafft. Der Film A Scanner Darkly von Regisseur Richard Linklater mit Keanu Reeves in der Hauptrolle besticht durch eine überraschende Optik, denn er wurde nachträglich in einen "Zeichentrickfilm" umgewandelt. In Deutschland war der Film nur im Rahmen des Fantasy Film Fests 2006 zu sehen. Die DVD ist bereits bei Amazon erhältlich.

Donnerstag, Dezember 21, 2006

The end is nigh!

Wie nicht anders zu erwarten, macht sich vor Silvester eine gewisse Endzeitstimmung breit, die jedoch meistenteils nicht durch apokalyptische Erwartungen, sondern vielmehr durch Hoffnung auf Ruhe und Entspannung geprägt ist. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Freundinnen und Freunden des SfSFF wünsche ich auf diesem Wege frohe Weihnachten und weiterhin viel Zukunft, die nicht zuletzt den Rohstoff für weitere Science fiction-Filme darstellt. Live long and prosper!

Sonntag, Dezember 10, 2006

Das totale Hörkino für die Augen

Das Livehörspiel zur Kinoversion der Kurzgeschichte von Philip K. Dick, so lässt sich das Kunststück von Bernd Gnann und Thomas Eisen wohl am treffendsten umschreiben, das ihnen unter der Regie von Eike Hannemann im Depot des Stuttgarter Staatstheaters gelingt. Mit Totale Erinnerung schaffen es die beiden Schauspieler den Film Total Recall von Paul Verhoeven ohne ein Millionen-Budget auf die Bühne zu zaubern. Die einfachen Mittel, die sie dabei dem Fundus des Mediums Radio entlehnen, schaffen eine witzig-ironische Distanzierung zum Blockbuster-Kino Hollywoods. So entlockt Bernd Gnann, dessen stimmliche Präsenz beeindruckt, u. a. einem Toaster lustvolle Töne, während es Thomas Eisen beispielsweise gelingt, mit einem Baseballschläger und einem Wirsingkohl auf rein vegetarischem Wege rohe Gewalt zu inszenieren. Wer die Augen schließt, kann sich der mehr oder weniger totalen Erinnerung an den Schwarzenegger-Film hingeben. Wer den Film nicht kennt, genießt ein gelungenes Hörspiel. Der postmoderne Medienmix vermag der zugrundeliegenden Kurzgeschichte zwar keine neuen inhaltlichen Aspekte abgewinnen, bietet aber eine höchst unterhaltsame tour de force sprachwandlerischer Brillanz und gekonnter Geräuschdramaturgie! Das Auge hört mit! Sehr empfehlenswert!