Montag, September 27, 2021

Lawrence von Arrakis


Denis Villeneuve hat gezeigt, dass er neue Tonlagen und einen eigenen, reduzierten visuellen wie inszenatorischen Stil ins Science-Fiction-Genre einbringen kann, opferte allerdings in Arrival unnötigerweise die Pointe der zugrundliegenden Kurzgeschichte und in Blade Runner 2049 die kluge Reduktion des originalen Blade Runner zugunsten einer gewissen Verschwurbelung.

Mit Dune ist ihm auf den ersten Blick eine kompetente Verfilmung eines ersten Teils von Frank Herberts Dune gelungen, die man gern und ohne sich zu langweilen anschauen kann. Auf den zweiten Blick ist der Film allerdings eher ein zeit(geist)gemäßer, dafür aber viel weniger faszinierender Neuaufguss des Films von David Lynch, der mit exotischen, befremdlichen und auch grellen Bildern punktete. Die Figuren sind bei Lynch aus Fleisch und Blut, bei Villeneuve in 3D. Zudem lässt Villeneuve die Wüste wie einen blassen Riesensandkasten wirken, deren Bedrohung und Ökologie zwar immer wieder beschworen, aber nie nachvollziehbar wird. Kurzum: Man gerät weder ins Schwitzen noch Dürsten, es fehlt einfach die Wüstenmacht.

Die Anleihen bei Lawrence von Arabien und Apocalypse Now sind nett, aber eben auch nicht originell. Dazu kommt, dass Hans Zimmers Soundtrack oft als dröhnendes Ungetüm daherkommt, in den Varianten recht laut, ganz laut und zu laut. Dennoch bin ich auf den (hoffentlich!) zweiten Teil gespannt, der vielleicht einiges wett macht, mag aber die Verfilmung von David Lynch weiterhin viel lieber, da sie auch gescheitert gescheiter wirkt.


 

Hier ist kein Mensch


Ich bin dein Mensch von Maria Schrader schließt mit seiner Herangehensweise an die Themen Künstliche Intelligenz und Androiden konsequent an Filme wie Eva oder Her und Serien wie Real Humans an. Dabei führt die Geschichte von Alma und Androiden Tom noch konsequenter ins Zwischenmenschliche und die Problematiken, die sich in einer Gegenwart von Parship & Co ergeben. Der Film mag auf der Seite der technischen Realisierbarkeit etwas schwachbrüstig sein, verfällt aber trotz urkomischer wie gefühliger Momente weder in Slapstick noch in reines Wohlfühlkino.

Angebot und Nachfrage, Simulation und Akzeptanz, Menschen- und Selbstbild, Bedürftigkeit und Souveränität, Realität und Träume ... all das verhandelt Maria Schrader in ihrem unterhaltsamen Film, der immerhin Deutschlands Einreichung für den "Besten fremdsprachigen Film" bei den 94. Oscar-Verleihungen 2022 ist.Ob es dafür langt, muss sich zeigen. Eine kleine Unwucht hat der Film mit den unmotivierten Hologrammen zu Beginn und einer etwas übersimplifizierten Darstellung akademischer Arbeit.

Donnerstag, September 23, 2021

Die Gezeiten ändern sich


Tim Fehlbaums zweiter postapokalyptischer Spielfilm nach zehn Jahren ist das nasse Pedant zu Hell. Auch wenn andere Elemente im Spiel sind, wirkt Tides immer noch mehr wie eine Demonstration visueller Ästhetik, zugegeben eine ziemlich gelungene, speziell wenn es um die Außenaufnahmen im norddeutschen Watt geht. Die Story die Menschheit ist von der unbewohnbar gewordenen Erde zu einem andereren Planeten außerhalb des Sonnensystem geflüchtet, dort unfruchtbar geworden und schickt nach einer ersten erfolglosen Mission eine zweite zur Erde, um die Lage dort zu erkunden fehlt es bei genauer Betrachtung an logischer Stringenz und die familiären Verwicklungen der Astronautin Blake (Nora Arnezeder) sind etwas an den nassen Haaren herbeigezogen. Aber Tim Fehlbaum gelingt mit Unterstützung von Roland Emmerich als ausführenden Produzenten und Mentor letztlich ein sehenswertes Kammerstück, dass sich nicht im Größenwahn à la Waterworld verliert und wesentlich mehr Zuschauer verdient als in der Vorführung, die ich erleben durfte ... ganz allein!

Die Nächste bitte!


Der Film Proxima – Die Astronautin der französischen Regisseurin Alice Winocour lässt Eva Green als Astronautin Sarah Loreau den umgekehrten Weg gehen wie Sandra Bullock in Gravity es geht nicht um die heroische Rückkehr zur Erde, sondern um den steinigen Weg in den Weltraum. Dabei sind Sarah der rauhbeinige amerikanische Alpha-Rüde Mike Shannon (Matt Dillon) und der feinfühligen Russen Anton Ocheivsky (Aleksey Fateev) an die Seite gestellt. Alice Winocour verzichtet auf jede Hollywood-Dramaturgie, sondern bietet einen fast dokumentarischen Blick auf Sarahs Vorbereitungen für ihre erste Weltraummission und den ganz irdischen Problemen, die sich daraus ergeben, dass sie eine Tochter hat, aber von ihrem deutschen Mann Thomas Akerman getrennt lebt. Die Mühsal des Astronautentraings, der Zwist zwischen den unterschiedlichen Temperamenten der drei Team-Mitglieder und die familiäre Verantwortung ergeben keinesfalls einen ESA-Werbefilm, sondern machen das Berufsbild Astronautin mit all seinen positiven wie negativen Seiten nachvollziehbar und emotional erfahrbar. Ein kleiner feiner Film auf dem weiblichen Weg ins weite All!

Montag, September 13, 2021

LEM 100


Gestatten, Tichy, Ijon Tichy, Held von Kosmos. Muss ich gratulieren: Geburtstag Nummer hundert von LEM. Bin ich gerne Beglückwünschung, aber was bitte ist LEM? Und nur hundert Jahre? Ardriten auf Enteropia tausendig Jahre, gut, Kopie, aber wie Original! Viele Grüßigkeit an Professor Tarantoga, ja, da bin ich danke, aber LEM? Kurioses Akronym! Von Mond? Aber bitte, bin ich nicht Verderber von Spaß! Guter Kosmos im unendlichen Licht des Glück, liebes LEM! Und Willkomigkeit zum Kongress Futurologisch!