Montag, Dezember 28, 2015

Blick zurück nach vorn

Auch das aufreibende, krisengeschüttelte Jahr 2015 bot einen bunten Reigen an aufregenden, hoffnungsvollen, pessimistischen, erfreulichen, ärgerlichen, dreckigen, hochglanzpolierten, erwartbaren und überraschenden Zukunftsvisionen:
Mensch. Natur. Katastrophe (Ausstellung)
Cyborgs, UFOs, Traummaschinen (Independent Film Days)
Autómata (Fantasy Film Festival)
Sharknado 3 / Kung Fury (SchleFaz) 
Self/Less
Pixels
Infini (Fantasy Film Festival)
Boy 7
Blade Runner (Lesung von Rufus Beck)
Die Macht ist zwar bereits erwacht, diesem Erwachen wird das SfSFF-Kollegium aber erst 2016 seine volle Aufmerksamkeit widmen. Möge das kommende Jahr es wert sein, ihm mit einem zauberhaften Lächeln zu begegnen.

Sonntag, November 29, 2015

Terrestrische Visionen


Kino, dafür werden Filme gemacht. Aber es gibt auch Filme, die dem Kino nicht zu Ehre gereichen oder erst gar nicht den Weg auf die große Leinwand finden. Das Pantoffelkino bot in den vergangenen Wochen die Gelegenheit, solche Filme in den heimischen vier Wänden nachzuholen. Das Fazit ist eher ernüchternd:
Flash Gordon (1980): Flash Gordon ist der uneheliche Sohn von Barbarella und Rocky (nein, nicht der Boxer, sondern der blonde Hüne aus der Rocky Horror Picture Show). Die Verfilmung von 1980 ist weit weniger unterhaltsam und sexy als Barbarella, dafür hat er auch (trotz Queen) einen weniger spannenderen Soundtrack als die Rocky Horror Picture Show.
Knight Rider 2000 (1991): Unfassbar langweiliger TV-Pilotfilm für ein Reboot (mit „Mannschaftswechsel“) der Knight-Rider-Serie, der zu recht in der SchleFaZ-Reihe auf Tele5 lief. Der Blick neun Jahre in die Zukunft ist unmotiviert und auf visuell belanglose Weise uninspiriert.
Pitch Black (2000): Die Sprüche, die sich mit tiefer Stimme aus dem breiten Brustkorb von Riddick (Vin Diesel) nach außen kämpfen, sind so knallhart, dass man damit Nägel einschlagen kann. Der halbwegs kompetent gedrehte Film sampled schamlos Motive aus anderen SF-Filmen, bietet jedoch  optisch interessante (wenn auch himmelsmechanisch fragwürdige) Kulisse aus drei verschiedenfarbigen Sonnen und einem saturnartigen Planet, der direkt aus der Schlusszene von Quiet Earth zu stammen scheint.

Donnerstag, November 05, 2015

Arm dran am Mars

Mark (Matt) war am Mars arm dran. Mannschaft nahm glatt an, dass Mark starb. Das war falsch! Bald sah man, Mark war da, sprach gar! Als das klar war, war Mark an Saat dran, pflanzt Labsal an, nahm am Anfang glatt Mannschafts-Kack! Da kracht's, Karamba, Plan platzt, Saat ward kalt. Mark war am Anfang. Klappt’s danach? Na klar, Mark war ja NASA-Mann!

Montag, September 07, 2015

Gott, ist das schwer

Russische Verfilmungen von Geschichten der Brüder Strugatzki machen es einem nicht leicht: In Andrei Tarkowskis Stalker (nach Picknick am Wegesrand) wird aus den Folgen einer rätselhaften Stippvisite von Außerirdischen auf der Erde eine schwermütige metaphysische Expedition. Tage der Finsternis (nach Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang) von Alexander Sokurov ist eine nichtapokalyptische Postapokalypse in spe vor turkmenischer Kulisse und Es ist schwer, ein Gott zu sein (nach dem gleichnamigen Roman) von Aleksei German ist ... ja, da wird es noch etwas schwieriger. Dieser Film ist eine geradezu körperliche Version des Buches, der einem mit immersiven Bildern in die Kloake eines extraterrestrischen Mittelalters hineinzieht, ja hineintaucht. Das ist beeindruckend, fordernd und anstrengend zugleich.

Sicher, der ersten Verfilmung des Romans durch Peter Fleischmann war kein Erfolg beschieden, weder kommerziell noch bei der Kritik, aber er ließ viel mehr der zugrundeliegenden Geschichte intakt. Aleksei German hat wirkmächtige bis verstörende Bilder gefunden, aber sein Stilwillen scheint die Romanvorlage zu zermalmen. Die Dialoge lassen sich oft nicht verorten oder einordnen, nur wenige Schlüsselszenen der Buchversion finden ihre Entsprechung im Film, die unbarmherzige Drastik der Bilder von Schmutz, Krankheit, Verstümmelung, Gewalt und Barbarei machen es schwer, die von German komponierten Tableaus wahrzunehmen und zu deuten. Um es mit Alexander Sokurov zu sagen: "Kunst ist kein Restaurant, hier gibt es keine Kellner, hier wird man nicht bedient." In Aleksei Germans Lokal wälzen sich zerrissene, kranke Gestalten auf dem verdreckten Boden, ein Eimer Schlamm ergießt sich über das Essen und ein Schwerthieb teilt den Tisch.

Mittwoch, September 02, 2015

qoSlIj DatIvjaj!

Wir wünschen unserem hochgeschätzten Mülli Idüllüschön (im Foto links) alles erdenklich Gute zum Geburtstag! Möge er auch weiterhin futchtlos den Gefahren von Außenmissionen trotzen, ohne den Kopf zu verlieren! qoSlIj DatIvjaj! ... Das war Klingonisch!

Dienstag, August 18, 2015

I'm the Slime

Infini ist ein typischer Genrefilm eines engagierten Newcomer-Regisseurs: Der Australier Shane Abbess schöpft aus dem Pool mehr oder weniger klassischer Science-Fiction-Horror-Filme, besonders The Thing, Outland, Alien, Event Horizon und Ghost of Mars. Zahlreiche Blop-, pardon Plot-Elemente dieser Filme verrührt Abbess zu einer Horror-SF-Melange, die immer wieder kompetente Bilder und Spannungsmomente bietet, aber nicht mit eigenständigen Ideen punkten kann. Die überraschende Wendung am Schluss einer unübersichtlichen Handlung könnte von Steven Spielberg stammen und wird hier natürlich nicht verraten.

Die größte Schwachstelle des Films ist, dass eine überzeugende "Ökologie des Bösen" fehlt. Ist es Teufelswerk, ist es ein hinterhältiger Virus oder ist es ein perfide-gnadenloser Schleim? Shane Abbess kennt die richtigen Filme, wenn es aber um die Ursache des Übels in seinem Film geht, gelingt ihm nur ein trüber Wackelpudding, bei dem das Gerede von "perfektem Organismus" (man denke an die konzeptionelle Reinheit von Alien) und evolutionäre Schwurbeleien mit einer harmonisierenden Soße übergossen werden. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn der Regisseur für das Drehbuch einen kompetenten Autor hinzugezogen hätte.

Erfreulich auf jeden Fall, dass es die Veranstalter des diesjährigen Fantasy Filmfests möglich gemacht haben, den Film auf der großen Leinwand erleben zu können.

Mittwoch, Juli 22, 2015

The Backagaininator

Dank des neuen Betriebssystems Genisys, das Skynet ersetzen geworden werden wird, bedienen die T-Linien nun folgende Halte (neu: *):
1997 (4. August vorläufige Endstation, oder auch nicht)
Hinweise an die Fahrgäste: Sollten Sie auf eine frühere oder spätere Variante Ihrer selbst treffen, stellen Sie bitte sicher, dass die Gründe für die jeweilige Anwesenheit in aller Deut- und Gründlichkeit kommuniziert werden. Die verwickelten Familienverhältnisse, die sich aus den Zeitsprüngen ergeben, bleiben Ihr Problem.
Es ist nur eine Frage weiterer Sequels bzw. weiteren Streckenausbaus, wann einer der Terminatoren mit dem DeLorean (Halte in 1885, 1955, 1985, 2015 [!]) zusammenstößt. Es lässt sich konstatieren, dass Terminator Genisys durchaus einen gewissen Wumms und auch Humor entwickelt, aber dennoch kein inhaltlich zwingendes Sequel darstellt.
P.S. Hello, Arnie, welcome back! Could you leave your car outside, please?
P.P.S. John Connor ist nicht gleich John Connor

Sonntag, Juli 12, 2015

A World Over The Top

Die Disney-Produktion A World Beyond ist ein Film, dessen Genre nicht einfach zu bestimmen ist. Vielleicht trifft es utopistischer Retro-Science Fiction. Die Schwierigkeit beim Versuch, den Film und seine Botschaft zu fassen, liegt sicherlich am eigenwilligen Spagat zwischen Walt Disneys Zukunftsvisionen der Fünfziger- und Sechzigerjahre, der Ästhetik der New Yorker Weltausstellung 1964/65 und der Gegenwart.

Casey's "Adventures in Tomorrowland" sind durchaus unterhaltsam und scheinen Anklänge an den Wizard of Oz zu enthalten, wobei die Rolle des Zauberers in A World Beyond auf zwei Charaktere verteilt ist: Frank Walker (George Clooney) und David Nix (Hugh Laurie), gewissermaßem zwei Seiten einer Medaille. Doch welcher Medaille? Fast scheint es, als ob der Film einen altmodischen Zukunftsoptimismus wiederbeleben und dabei auch der Lust der Zuschauer am apokalyptischen Spektakel entgegen wirken möchte. Dass dieses Vorhaben nicht so recht gelingen mag, liegt wohl letzlich am verwickelten Plot und einer gut gemeinten, aber letzlich diffusen Message.

Frankenstein 2.0

Ex Machina von Alex Garland setzt den diesjährigen Reigen von Roboter-Filmen (nach Chappie und Automata) fort und präsentiert das Thema Künstliche Intelligenz als Kammerspiel, das man sich tatsächlich auch auf einer Theaterbühne vorstellen könnte. Die kleine Schauspielerriege überzeugt: Oscar Isaac (man erinnere sich an seine Rolle als sinistrer Anstaltsleiter Blue Jones) verkörpert den besessenen, intellektuellen wie körperlichen Kraftprotz, Domhnall Gleeson gibt den verschüchterten IT-Nerd, der zusehends an Selbstbewußtsein gewinnt, und Alicia Vikander bringt das fremdartige Sex-Appeal von Ava auf geschmeidige und unterschwellig bedrohliche Weise rüber.

Regisseur und Autor Alex Garland vollbringt das Kunststück, das Thema KI einmal echt intelligent zu behandeln. Natürlich kann er nicht wirklich plausibel machen, wie Ava funktioniert, aber seine Geschichte entfaltet eine große intellektuelle Spannung, denn sie verknüpft die KI-Problematik (speziell den Turing-Test) mit Fragen der Moral, der Emotionen und des Überlebenswillen. Dazu trifft Frankenstein auf Facebook und erzeugt im Zuschauer leicht ein mulmiges Gefühl, dass wir mittlerweile eine digitale Büchse der Pandora geöffnet haben könnten, ohne dass wir wüssten, wo wir den Deckel hingelegt haben. Ex Machina ist definitiv eines der Science Fiction-Highlights des Jahres, ein Film der den Zuschauer nicht mit Action überfährt, sondern wirklich in einen spannenden Diskurs hineinzieht.

Sonntag, Mai 17, 2015

Fahrt mal langsam! ... Ach was, sagt Mad Max.


Was soll man über eine Fortsetzung einer Filmreihe sagen, wenn man die ersten drei Teile nicht gesehen hat? Im Falle von Robocop verhalf das Nachholen des Originalfilms zu der Einsicht, dass das Update zwar an Hochglanz gewonnen, aber in Bezug auf subversive Wucht arg verloren hatte. Nun haben wir es mit Mad Max: Fury Road immerhin mit einer Fortsetzung durch den Original-Regissseur George Miller zu tun, der das Benzin-Spektakel ins 21. Jahrhundert bringen will.

Für den Uneingeweihten kommt dabei ein Auf dem Highway ist die Hölle los auf dem Wüstenplaneten heraus, mit einigen herrlich absurden Sequenzen, wie eine Planschparty im Wüstensand, die wie eine Aktion von GNTM wirkt, oder einem „Soundtrack-Begleitwagen“ samt Gitarristen mit feuersprühender Monster-Gitarre. Und Mad Max: Fury Road ist tatsächlich wie ein immer wiederholtes Riff aus Motorenlärm, Metallkollisionen und menschlicher Freaks. Tom Hardy agiert als Mad Max so wortkarg, dass der Clint Eastwoodsche Cowboy wie eine Quasseltasche daherkommt, Charlize Theron spielt die PS-Amazone Furiosa ebenso tough wie emotionslos. 

Der hochtourigen Action ermangelt es zwar an jeder Plausibilität, aber nicht an Drive. Und eins muss man dem Film zugestehen: Er erlaubt auf unrealistische Weise einen realistischen Blick in unsere Zukunft, in der es sicherlich um die zwei Elemente gehen wird, die auch George Millers Film antreiben: Wasser und Benzin.

Montag, April 20, 2015

Wir sind die Roboter!

Das Science Fiction-Kino überrascht derzeit mit einem Reigen von Roboter-Filmen: Chappie von Neill Blomkamp (District 9, Elysium) und Autómata von Gabe Ibáñez und demnächst Ex Machina von Alex Garland.


Chappie kann seine Vorbilder Robocop und Nummer 5 lebt! nicht verhehlen. Blomkamps Film behandelt das Thema mit einem gehörigen Schuss südafrikanischen Lokalkolorits, bringt unerwartet einen Hip-Hop-Act ins Spiel und bietet drolligen bis rührenden Humor. Er fällt aber gehörig ab, wenn es um eine echt intelligente Behandlung des Themas Künstliche Intelligenz geht. Hier herrscht eine "plug & play"-Dramaturgie vor, die dafür sorgt, dass der Film auf dem Niveau von unterhaltsamen Popcorn-Kino stehen bleibt.

Autómata, hierzulande nur bei den verdienstvollen Fantasy Filmfest Nights auf der großen Leinwand zu sehen, gelingt es zwar auch nicht völlig, naive Facetten des Themas zu vermeiden, punktet aber mit einer kontrastreichen Atmosphäre und ist eine deutliche. keinesfalls epigonale Verbeugung vor Blade Runner. Antonio Banderas spielt sehr überzeugend den gebeutelten Versichungsagenten Jacq Vaucan, der einem Exodus von sich selbst entwickelnden Robotern auf die Spur kommt. Patchwork altbekannter Science Fiction-Themen oder Meisterwerk in spe? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten wie die Frage, ob dem Film ein regulärer Kinostart zu Recht verwehrt geblieben ist. Die Antwort ist ganz klar: Nein.

Mittwoch, März 11, 2015

There's No Budget Like Low Budget!

Müssen es immer Hundertmillionendollar-Budgets sein, um einen Science Fiction-Film zu drehen? Und müssen die immer mindestens zwei Stunden dauern? Nö, meinen die Veranstalter des Independent Days Filmfest in Karlsruhe, das vom 22. bis 26. April im Kino Schauburg stattfindet. Am 23. April kommen Science Fiction-Freundinnen und -Freunde auf Ihre Kosten, denn da läuft der Low-Budget-Wettbewerb 2 unter dem schön zukünftigen Motto Cyborgs, UFOs, Traummaschinen.

Die Trailer oder weitere Infos zu den Filmen:
Der Späte Vogel (Regie: Sascha Vredenburg, D 2014)
Wächter der Spieluhr (Regie: Marco J. Riedl, D 2014)
ASAMI (Regie: Daniel Farkas, D 2014)
Captain Sandy (Regie: Eren Oszan, USA 2014)

Freitag, Februar 27, 2015

R.I.P. Spock

The members of SfSFF have been, and always shall be, your fans.
 Spock (2230-2387)
Leonard Nimoy (1931-2015)

Freitag, Februar 20, 2015

Der Weltraum in einer Kunsthalle

An diesem Wochende bieten sich die letzten Gelegenheiten, in der Bonner Bundeskunsthalle die großartige Ausstellung Outer Space anzuschauen, die eine bunte Mischung aus Kunst, Raumfahrtgeschichte, Astronomie und Science Fiction bietet, darunter die grafische Übersicht über die Geschichte der Science Fiction, die der Künstler Ward Shelley geschaffen hat (online hier zu bewundern). In welchem Museum kann man schon mal einen Sternhimmel mit 30.000 Sternen (Hiroyuki Masuyama: O) bewundern oder den Start einer Rakete verfolgen? Die Mitglieder des SfSFF haben sich die Ausstellung im vergangenen Jahr angeschaut und kommen zum Fazit: Faszinierend!

Mittwoch, Februar 11, 2015

Splice Melange


Das fünfte Element, Der Wüstenplanet, Barbarella, Aschenputtel, Plötzlich Prinzessin, eine Prise Brazil (mit einem Cameo von Terry Gilliam) etc. etc. ... die Liste der Zutaten in Jupiter Ascending der Wachowskis ist lang. Das Geschwisterpaar zitiert noch die Odyssee und Der Zauberer von Oz als Inspirationsquellen. Und ja, das passt: Wir werden durch das Sonnensystem gewirbelt wie Odysseus durch den von Poseidon losgetretenen Sturm. Und wie Dorothy wissen wir: Das ist definitiv nicht Kansas.

Aber wo befinden wir uns? In einer interplanetarischen Bravo-Fotolovestory mit überbordendem Setting, in dem die "red shoes" durch rustikale Antischwerkraftstiefel ersetzt wurden? Wie kommt es dazu, dass uns die schreckliche Hintergrundgeschichte (100 Menschen werden zu einer Flasche Jungbrunnenquell verarbeitet) so gar nicht berührt? Diese von Counsellor Kati Taramtam auf unvergleichlich emphatische Weise gestellte Frage ist mehr als berechtigt. Und es stellen sich weitere Fragen: Was hat es mit dem Gen-Gefasel auf sich? Fällt die Heldin wieder Willen so wie Alice ins Wunderland? Haben wir es hier mit einem postmodernem Anspielungsinferno zu tun, mit einer Wachowskischen Privatmythologie, oder ist das einfach nur visuell grandios inszenierter Unfug?

Wenn der Film gescheitert ist, dann haben wir es hier wohl mit einem Scheitern auf hohem Niveau zu tun, ähnlich wie bei David Lynchs Dune.

Samstag, Januar 17, 2015

Ein Rückblick aus dem Jahre 2015 auf 2014

Auch wenn es technische Kalamitäten derzeit nicht zulassen, den gewohnten Jahresrückblick der Aktivitäten des SfSFF in einer Amazon-Liste abzubilden, möchte ich auf diese Rückschau unseres umtriebigen Seminars nicht verzichten. Als Sichttermine sind (mit verstärktem Kollegium, herzlich willkommen an Bord Lt. Esmeralda Beate Skiwskibowski!) zu verbuchen:

Zero Theorem
Outer Space (Ausstellung)
I Origin
Eine äußerst abwechslungsreiche Mischung, die von Remakes, auf die keiner gewartet hat, über kompetentes Popcorn-Kino bis hin zu cineastischen Meisterstücken reicht. Und sogar zwei beeindruckende Trips ins Weltall sind im Programm enthalten, einmal theatralisch und einmal museal. Die allgegenwärtigen Mühen und Lasten des Alltags haben zum Ende des Jahres 2014 hin einige Lücken bei der Aufarbeitung der Sichttermine gelassen, die in nächster Zeit gestopft werden sollen. Möge 2015 trotz des traurigen Beginns ein zukunftsträchtiges werden!

Dienstag, Januar 06, 2015

Das Wurmloch im Bücherregal


Interstellar von Christopher Nolan war als Science Fiction-Film mit fast schon dokumentarischen Qualitäten angekündigt: Schwarze Löcher und Reisen durch Wurmlöcher sollten dort auf wissenschaftlich korrekt zu sehen sein. Die Vorschusslorbeeren verleiteten die Medien nach Filmstart dazu, sich hauptsächlich damit zu beschäftigen, ob der Film nicht doch einfach nur unrealistisch sei, was bis zum (ziemlich überheblichen) Nolan-Bashing führte.

Wurmlöcher, durch die man wahnwitzige Entfernungen in Nullkommanichts überbrücken kann, sind aber nur eine mathematische Denkmöglichkeit. Zwar kann man sich überlegen, wie die Raumzeit für eine solche kosmische Abkürzung zurechtgebogen werden müsste, doch die Sache hat einen Haken: Man benötigt dafür eine „negative Energie“, und die gibt es nun mal nicht. Zum Glück lässt sich im Film die Raumzeit mit einer anderen Kraft beliebig krümmen und verzerren: der Fantasie. Die nutzt Regisseur Christopher Nolan, um Menschen in gar nicht so ferner Zukunft in eine andere Galaxie zu senden. Dort sollen sie nach Alternativen für die vom Untergang bedrohte Erde suchen.

Interstellar verneigt sich mehrfach vor 2001: ASpace Odyssey. Doch während Kubrick (und Clarke) die Zuschauer mit einem kosmischen Mysterium konfrontieren wollten, nutzt Nolan die seltsamen physikalischen Aspekte von Zeit und Gravitation, um einen außergewöhnlichen Dialog der Generationen zu etablieren. Daher ist Interstellar alles nur keine physikalische Dokumentation. Der Film funktioniert als Meditation über unsere Heimat Erde und als Geschichte von Verantwortung und Liebe sowie – und das ist vielleicht das Ungwöhnlichste – als eine Art „physikalische Geistergeschichte“.

Es sei dahin gestellt, ob man um Christopher Nolan einen Kult basteln muss wie bei Kubrick, aber um es kurz zu machen: Selbst wenn in Interstellar einiges überambitioniert oder forciert wirkt, fesselt der Film, wenn man zur Suspension of Disbelief bereit ist.