Donnerstag, April 23, 2009

The Day Nicolas Cage Stood Still

Die Postmoderne Kinoästhetik gleicht einem Puzzle-Spiel: Man kombiniere die Figurenkonstellation von Film A mit dem Thema aus Film B, bediene sich der Dramaturgie von Film C und spiele dabei auf Film D sowie Buch E an usw. Der Film Knowing von Alex Proyas ist so ein Fall. Ohne das überraschende Ende verraten zu wollen, sei Folgendes gesagt: Bis auf die letzten ca. zehn Minuten erhält der Kinobesucher einen atmosphärisch dichten und keinesfalls effekthascherischen Mystery-Thriller mit einem schauspielerisch überzeugend als allein stehenden (siehe Bild) Vater agierenden Nicolas Cage. Der Schluss des Filmes kommt dagegen einem radikalen Stilbruch gleich und hätte so auch von Steven Spielberg inszeniert werden können (Arbeitstitel: "Hesekiel Reloaded" oder "Paradise Regained"). Doch obwohl der Film schließlich in eine bibeldurchtränkte Science Fiction abgleitet, überzeugt er deutlich mehr als Next und bietet zudem Spannung, einen erschreckend realistischen Flugzeugabsturz sowie nicht zuletzt einen glaubhaften Antihelden aus der astronomischen Fakultät.

Sonntag, April 19, 2009

The Final Crash

Das SfSFF trauert um James Graham Ballard (15. November 1930 - 19. April 2009). Der in Schanghai geborene britische Schriftsteller gehört sicherlich zu den eigenwilligsten Autoren im weiteren Umfeld der Science Fiction. Ballards dystopischen Geschichten erkunden weniger die Weiten des Weltraums als die ebenso unerschöpflichen Innenwelten der menschlichen Psyche. Der ebenso eigenwillige kanadische Regisseur David Cronenberg brachte Ballards Roman Crash (1973) in einer kontrovers diskutierten Filmversion auf die Kinoleinwand. Interessant ist, dass dieser Stoff bereits vor der Veröffentlichung in Form eines BBC-Films aus dem Jahre 1971 existiert - mit J. G. Ballard in der Hauptrolle! (Nachrufe: Times Online, Le Monde, Guardian, Svenska YLE NZZ, Telepolis)

Freitag, April 10, 2009

Happy Birthday, Liet-Kynes!

Das Seminar für Science-Fiction-Film gratuliert Max von Sydow zum 80. Geburtstag. Als Schauspieler ist von Sydow durch die Filme Ingmar Bergmans bekannt geworden, doch hat er einen bleibenden Eindruck im Science Fiction-Genre hinterlassen, indem er Rollen wie z. B. Emperor Ming (Flash Gordon, 1980), Dr. Liet-Kynes (Dune, 1984) oder Lamar Burgess (Minority Report, 2002) verkörperte.

Samstag, März 28, 2009

Monsters vs. Star Terminator 15

Die nächsten drei Monate versprechen mindestens drei durchaus reizvolle Sichttermine für die Mitarbeiterin und die Mitarbeiter des SfSFF:

Monsters vs. Aliens (Kinostart 2. April 2009)
Eine Konfrontation die viel versprechender und insgesamt zwingender erscheint als Alien vs. Predator. Doch wann kommt endlich Schweine im Weltall vs. Raumpatrouille Orion?

Star Trek (Kinostart 7. Mai 2009)
Wie alles anfing.

Terminator: Die Erlösung (Kinostart 4. Juni 2009)
Wie alles aufhört.

Sonntag, März 15, 2009

My God - it's full of stars!

Die Reise in die Unendlichkeit ist vergleichsweise zeitaufwändig, das zeigt der Film 2001 - A Space Odyssey auf beeindruckende Weise und mit langatmigen Passagen, in denen wirklich lange und hörbar geatmet wird. Den Film im originalen 70 mm-Format zu sehen ist eine cineastische Offenbarung kosmischen Ausmaßes. Nur so lassen sich die visuellen Qualitäten, welche Stanley Kubrick auf der Leinwand entfalten wollte und konnte, wirklich erkennen und würdigen. In Zeiten von DVD und Blu-ray Discs bewies dieser vorbildliche Sichtermin im überfüllten Kinosaal des Deutschen Filmmuseums einmal mehr: Kino, dafür werden Filme gemacht!

Freitag, März 13, 2009

The Ultimate Trip in 70 Millimeter

Das Deutsche Filmmuseum präsentiert am Samstag, den 14. März 2009, um 20:30 Uhr ein ganz besonders filmisches Schmankerl, indem es Stanley Kubricks 2001 - A Space Odyssey im originalen 70 mm-Breitwand-Format zeigt. Dieser Sichttermin ist Teil der Reihe 70 mm - Bigger than Life, in der das Deutsche Filmmuseum als einzige weitere Station in Deutschland Filme aus der diesjährigen Berlinale-Retrospektive zeigt. In der Ankündigung heißt es ganz zu recht:
Kinoliebhaber sollten sich die seltene Chance nicht entgehen lassen, die ausgewählten Filme im Breitfilm-Format in voller visueller Brillanz zu erleben.

Mittwoch, März 11, 2009

The Buzz Aldrin Show

Die Landung von Menschen auf dem Mond ist schon wieder so lange her, dass viele schon gar nicht mehr daran glauben, dass tatsächlich zwölf Männer ihren Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt haben. Manchen erscheint es gar plausibel, dass Stanley Kubrick seine Kamera im Spiel hatte. David Singtons Dokumentation Im Schatten des Mondes bringt die Geschichte der Apollo-Missionen in erwartbarer Form auch auf einige wenige Kinoleinwände in Deutschland.
Die Dramaturgie ist bekannt, die Fakten auch, und dennoch packt einen die Faszination für dieses sündhaft teure und waghalsige Unternehmen einmal mehr aufs Neue durch die faszinierenden, zum Teil noch nie gesehenen Filmaufnahmen und durch die persönlichen Kommentare einiger der noch lebenden und in Ehren ergrauten Apollo-Astronauten. Neil Armstrong meldet sich hier erstaunlicherweise nicht zu Wort, dafür umso redseliger Buzz Aldrin, der die Begeisterung (engl. buzz) für die Mondfahrten glaubhaft verkörpert. Dieser Film lässt viele Detailfragen offen, aber er nimmt einen mit auf die Reise zum Mond und in eine Zeit, in der man selbst davon geträumt hat, einmal Astronaut zu werden. Was kann es Schöneres geben, als die Erde über der Mondoberfläche aufgehen zu sehen?

Sonntag, Februar 22, 2009

In museum, no one needs to scream

Die SfSFF-Mitarbeiter Idüllüschön (im Bild unten rechts) und Lösel nutzten das verregnete Wochenende, um die H. R. Giger-Ausstellung im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt zu besuchen. Der Schweizer Künstler H. R. Giger ist als Schöpfer ebenso phantastischer wie realistischer Bilder, bevorzugt im Airbrush-Verfahren, berühmt und berüchtigt geworden. Seine Designs für das Filmmonster Alien gelten zu recht als furchterschreckender Meilenstein der Kino-Geschichte. In Frankfurt sind nun Manuskripte, Skizzen, Gemälde und Filme von Gigers Arbeiten zu bestaunen, darunter das Original-Alien-Kostüm des ersten Films. Der Schwerpunkt liegt auf den Arbeiten für realisierte (Alien, Alien 3, Poltergeist 2, Species) wie unrealisierte (Alejandro Jodrorowskys Dune, The Tourist) Filmprojekte. Die noch bis 17. Mai zu sehende Frankfurter Ausstellung bietet einen lohnenden Blick in die oft morbid-grausame Bilderwelt H. R. Gigers, der sich selbst nie als "Monstermacher" gesehen hat. Die Schau vermittelt zudem einen Einblick, mit welchen Schwierigkeiten und Kompromissen sich Giger bei der filmischen Umsetzung seiner Visionen konfrontiert sah.

Mittwoch, Februar 18, 2009

Männer im Mond

Der am 29. Januar in deutschen Kinos angelaufene Dokumentarfilm Im Schatten des Mondes setzt dem amerikanischen Apollo-Programm zum 40-jährigen Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung ein filmisches Denkmal. Mit spektakulären und teilweise noch nie gezeigten Aufnahmen ist zu rechnen, mit kritischen Untertönen vermutlich nicht. Wie heißt es so schön in der Ankündigung: Die Apollo-Astronauten "verließen unsere Welt, um sie aus gewaltiger Distanz neu zu betrachten." Dabei ist zu bedenken, dass 400000 Kilometer umgerechnet nur wenig mehr als eine Lichtsekunde sind. Und das ist schon im Rahmen unseres Sonnensystems nur ein Klacks.

Mittwoch, Februar 11, 2009

Happy birthday, Edgar!

Am 19. Januar 2009 jährt sich der Geburtstag von Edgar Allan Poe (1809-1849) zum 200. Male. Aus diesem Anlass möchte ich es nicht versäumen auf die erstmals 1976 bei Penguin erschienene Anthologie The Science Fiction of Edgar Allan Poe hinzuweisen. Es ist sicherlich diskussionswürdig, inwieweit Poe auch als Ahnvater der modernen Science Fiction-Literatur anzusehen ist, aber seine Affinität zu den sich in seiner Zeit etablierenden Naturwissenschaften ist nicht von der Hand zu weisen. Poe gebührt in jedem Fall ein wichtiger Platz, wenn es darum geht, das Verhältnis von science und fiction zu diskutieren.
Dieser Sammelband enthält Poes "Phantastischen Reisen" wie M. S. Found in a Bottle, Unparalleled Adventures of One Hans Pfall oder Mellonta Tauta und die Alexander von Humboldt gewidmete wissenschaftliche Spekulation Eureka. Der Herausgeber Harold Beaver von der University of Warwick hat den Texten ein instruktives Vorwort, fast hundert Seiten ausführliche Anmerkungen und eine Chronologie der Wissenschaft nach Newton beigegeben. Faszinierend ist es, die in den Anmerkungen zitierten Mondschilderungen von Apollo-Astronauten nach der Lektüre von Hans Pfalls Mondfahrt zu lesen.